Eine Potenzialstudie liefert Erkenntnisse und Empfehlungen für den Aufbau von Bunkerinfrastrukturen für kohlenstoffarme und erneuerbare Schiffskraftstoffe in Deutschland.

Mit welchen Schiffsanläufen ist in Deutschland zu rechnen und welche Technologie-Mix Szenarien bieten sich für die Defossilisierung der verschiedenen Schifffahrtssegmente an?  Welcher Versorgungsbedarf durch Bunkerinfrastruktur ergibt sich daraus in den deutschen See- und Binnenhäfen? Die von der NOW GmbH in Auftrag gegebene und von der Unternehmensberatung Ramboll durchgeführte ​​Potenzialstudie zu „Betankungsinfrastrukturen für kohlenstoffarme und erneuerbare Schiffskraftstoffe in Deutschland“ gibt Antworten auf diese und andere Fragen. Die Studie liefert Erkenntnisse und Empfehlungen an die Bunkerwirtschaft in Deutschland zur Versorgung nachhaltiger Schiffsverkehre.

Um die Klimaziele zu erreichen, muss auch im Schiffsverkehr eine Transformation hin zu klimafreundlichen alternativen Antrieben und Kraftstoffen stattfinden. Neben Maßnahmen zur Verbrauchsreduktion ist die Erreichung der Klimaschutzziele in der Schifffahrt nur durch einen zunehmenden Einsatz kohlenstoffarmer und erneuerbarer Kraftstoffe möglich. Bunkerlieferanten müssen dementsprechend ihre Strukturen und Prozesse zur Betankung – in der Schifffahrt als „Bebunkerung“ bezeichnet – an diese Transformation anpassen. Die Studie beleuchtet das Versorgungspotenzial und gibt Handlungsempfehlungen zu Maßnahmen und Strategien, um die Bunkerkapazitäten für nachhaltige Schiffskraftstoffe in Deutschland auszubauen. Unterstützt durch einen Fachbeirat aus Expertinnen und Experten der Schifffahrt, der Bunkerwirtschaft, der Hafenwirtschaft und von Umweltverbänden, untersuchte die Studie folgende Aspekte:

  1. Status Quo der Hafenanläufe und Bunkermengen: Während die Hafenanläufe in den letzten zwei Jahrzehnten konstant geblieben sind, sind die Bunkermengen an herkömmlichen fossilen Kraftstoffen der Seeschifffahrt in Deutschland seit 2016 eher rückläufig. Die Bunkernachfrage in der Binnenschifffahrt ist hingegen seit 2007 konstant geblieben.
  2. Entwicklung zukünftiger Kraftstoffoptionen: Es wird jedoch erwartet, dass alternative Kraftstoffe wie LNG, Methanol, Ammoniak und Wasserstoff, die zunehmend aus erneuerbaren Quellen hergestellt werden müssen, in Zukunft eine wichtige Rolle zur Defossilisierung der Schifffahrt spielen werden. Über 90 Prozent des Bunkervolumens im Jahr 2050 wird voraussichtlich für eben diese Kraftstoffe erwartet.
  3. Bunkermengen-Szenarien: Die Studie skizziert Szenarien für eine steigende Nachfrage nach eben diesen Kraftstoffen, insbesondere auch aufgrund zunehmend stringenter Klimaschutz-Anforderungen für die Schifffahrt, in Kombination mit einer geringeren volumetrischen Energiedichte dieser Kraftstoffe im Vergleich zu den herkömmlichen Kraftstoffen (Kraftstofftanks und Bunkerintensitäten vergrößern sich zunehmend).
  4. Bunkerschiffe und Bunkeranlagen: Die Analyse zeigt insbesondere einen Bedarf an neuen Bunkerschiffen: Bis 2050 werden allein für die Versorgung der erwarteten Schiffsanläufe deutscher Seehäfen in der Nordsee 13 kleine, 5 große und 4 sehr große Bunkerschiffe benötigt, während in der Ostsee 22 kleine, 2 mittlere und 3 große Bunkerschiffe benötigt werden.

Kurt-Christoph von Knobelsdorff, Geschäftsführer und Sprecher der NOW GmbH: „Der Handlungsdruck auf die Schifffahrt, ihren Beitrag zur Bekämpfung des Klimawandels zu leisten, wächst: Immer strengere Vorschriften zur CO2-Reduktion erfordern neben Effizienzmaßnahmen auch den zunehmenden Einsatz kohlenstoffarmer und erneuerbarer Schiffskraftstoffe. Die Studie gibt Orientierung für den Aufbau entsprechender Bunkerinfrastrukturen in Deutschland. Die Entwicklung eines robusten Bunkermarktes für klimafreundliche Schiffskraftstoffe kann für die deutschen Häfen ein attraktives Service-Angebot im internationalen Wettbewerb werden.“

Downloads:

Kurzfassung der Studie (Englisch)

Vollversion der Studie

 

Über die NOW GmbH

Die NOW GmbH unterstützt die Bundesregierung seit 2008 in ihren klima- und industriepolitischen Zielen. Zu den Aufgaben der bundeseigenen Gesellschaft zählt unter anderem, Förderprogramme rund um klimaneutrale Mobilität und Energieversorgung zu entwickeln, sie zu begleiten und auszuwerten. Die Expertinnen und Experten der NOW GmbH betreuen Projekte in den Bereichen Wasserstoff, Brennstoffzelle, Batterie und regenerative Kraftstoffe; sie denken Mobilität und Kraftstoffe neu für Pkw, Busse, Züge, Nutzfahrzeuge, Schiffe und Flugzeuge – und begleiten Aufbau und Weiterentwicklung der Ladeinfrastruktur sowie von Wasserstofftankstellen für Pkw und Lkw. Mehr Informationen zur NOW hier.