Dynamisch wachsender Online-Handel bringt starke Veränderungen im gewerblichen Lieferverkehr. Emissionsfreie und -arme Antriebe im städtischen Wirtschaftsverkehr können das Problem steigenden Treibhausgas- und Schadstoffausstoßes entschärfen. Analyse sieht hohe Zuwachsraten bei kleinen und leichten Fahrzeugen, Bestand an größeren und schwereren Fahrzeugen wird nur moderat wachsen bzw. sogar schrumpfen. Analyse empfiehlt weitere Fördermaßnahmen für Fahrzeuge mit alternativen Antrieben und entsprechende Infrastrukturen.
Berlin, 12. Februar 2020 – Emissionsfreie und -arme Antriebe im urbanen Wirtschaftsverkehr können den Ausstoß von Treibhausgasen und Schadstoffen in Kommunen reduzieren und wesentlich zur Energiewende im Verkehr beitragen. Im Auftrag der NOW GmbH wurde das Marktpotenzial von Fahrzeugen mit alternativen Antrieben im urbanen Wirtschaftsverkehr herausgearbeitet. Die Studie „Marktanalyse urbaner Wirtschaftsverkehr in Deutschland“ der Unternehmen Prognos und KE Consult liegt jetzt vor.
Der gewerbliche Lieferverkehr weist aktuell eine hohe Dynamik auf, die sich nicht nur in deutlichen Zuwächsen im Sendungsvolumen und den Transporten, sondern auch in Strukturveränderungen im Markt (u.a. Infrastrukturen, neue Marktteilnehmer, eingesetzte Fahrzeuge) niederschlägt. Von besonderer Relevanz ist dabei der Online-Handel, der die Logistikkonzepte hin zu kleinteiligen Sendungen verlagert und sie sowohl räumlich (v.a. auf der letzten Meile) als auch im Hinblick auf die Sendungsgrößen grundlegend verändert. Damit einher gehen veränderte Anforderungen und Ansprüche der Logistik und Speditionsdienstleister an die Fahrzeuge und deren Ausstattung. Zudem stehen vor allem die Ballungsräume in Deutschland vor großen Herausforderungen. Der überwiegend mit Dieselfahrzeugen erbrachte Wirtschaftsverkehr verschärft für die Kommunen die Klima- und Umweltproblematik. Viele Kommunen reagieren auf den zunehmenden Problemdruck mit Zufahrtsbeschränkungen. Zudem gehen Prognosen gehen davon aus, dass bundesweit der Güterverkehr bis 2030 gegenüber 2010 um etwa 38 Prozent zunehmen wird. Der Anteil von Wirtschaftsfahrten am städtischen Gesamtverkehr liegt bereits jetzt bei ca. 35 Prozent.
Laut Analyse können emissionsfreie und -arme Antriebe im städtischen Wirtschaftsverkehr eine Entschärfung der Problematik bringen. Deren Zahl ist allerdings im urbanen Wirtschaftsverkehr noch sehr gering. Auf Grund von Trends wie dem zunehmendem Online-Handel wird der Bestand an kleinen und leichten Fahrzeugen, also Pkw und N1 (1t zGG-3,5t zGG), bis 2030 hohe Zuwachsraten aufweisen, wohingegen der Bestand an größeren und schwereren Fahrzeuge der EG-Fahrzeugklasse N2 (3,5t -12t) bis 2030 nur moderat wachsen wird. Im Bereich der Fahrzeuge in Klasse N3 (>12t) wird die Anzahl von Fahrzeugen im urbanen Wirtschaftsverkehr bis 2030 zurückgehen. Wesentlicher Treiber dafür ist der wachsende Markt bei den Kurier-, Express- und Paketdiensten. In den Segmenten Stückgut und Konsumgüter werden nur leichte Zuwächse erwartet.
Die durchschnittlichen Einsatzcharakteristiken im KEP-Segment -relative geringe Transportweite und hohe Anzahl Stopps pro Tour -begünstigt den Einsatz batterieelektrischer Fahrzeuge. Verschärfte Regularien und die steigende Anzahl von Fahrzeugen in Kombination mit passender Einsatzcharakteristik erhöhen das Marktpotenzial von Pkw und leichten Nutzfahrzeugen (N1) mit batterieelektrischem Antrieb.
Im Bereich der schweren Nutzfahrzeuge (N2 und N3) werden bis 2030 im urbanen Wirtschaftsverkehr neben Batterieelektrischen- in hohem Maße auch Fahrzeuge mit Wasserstoff-Brennstoffzellen-Antrieb zum Einsatz kommen.
Die Marktanalyse zum urbanen Wirtschaftsverkehr arbeitet schließlich Handlungsempfehlungen heraus, die u.a. auf eine Verstetigung und Verstärkung der Fördermaßnahmen im Bereich von Fahrzeugen mit alternativen Antrieben und entsprechender Infrastruktur abzielen.
Workshopreihe urbaner Wirtschaftsverkehr
Die Veranstaltungsreihe erarbeitet Lösungen für den sauberen Güterverkehr vom Verteilzentrum bis zum städtischen Endkunden. Betrachtet werden dabei batterieelektrische, Brennstoffzellen-, und Erdgasantriebe. Im Fokus stehen Rahmenbedingungen, Förderinstrumenten, Fahrzeug- und Infrastrukturanforderungen sowie technologische Hürden für eine emissionsarme Logistik in Städten. Aufbauend auf Erfahrungsberichten werden Handlungsfelder eruiert und die Vernetzung der Akteure gestärkt. Die Ergebnisse der jetzt publizierten Marktanalyse wurden im Rahmen des zweiten Workshops „Urbaner Wirtschaftsverkehr“ im Dezember 2019 vorgestellt und diskutiert.