Wie können wir die Energieversorgung von Stadtbahnen und E-Bussen miteinander kombinieren und gleichzeitig die Kosten im Betrieb merklich senken? Das intelligente Gleichstromunterwerk GUW+ versorgt sowohl Stadt- und Straßenbahnen als auch Ladestationen für elektrische Busse. In Kombination mit stationären Energiespeichern, bspw. aus gebrauchten E-Bus-Batterien, lassen sich viele neue Funktionen generieren.

In dem GUW+-Projektkonsortium haben Alstom Transport Deutschland GmbH, Elpro GmbH, Fraunhofer IVI, TU Dresden, M&P GmbH einen Demonstrator mit 28 gebrauchten E-Bus-Batterien aufgebaut, der im täglichen Betrieb der ÜSTRA Hannoversche Verkehrsbetriebe genutzt wird. Das Projekt wurde im Rahmen der Förderrichtlinie Elektromobilität des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV) in Höhe von 2,5 Millionen Euro gefördert. Die Förderrichtlinie wird von der NOW GmbH koordiniert und durch den Projektträger Jülich (PtJ) umgesetzt. Heute stellte das Konsortium im Rahmen der Abschlusspräsentation in Hannover die Ergebnisse der 4,5-jährigen Zusammenarbeit offiziell vor. Anschließend besichtigten die Vertreterinnen und Vertreter des Ministeriums, des Projektträgers und der NOW das innovative Gleichstromunterwerk im Betrieb in Hannover-Döhren.

Die Ergebnisse auf einen Blick

  • Die Integration in eine bestehende ÖPNV-Infrastruktur ermöglicht kostengünstigeres Laden von E-Bussen. Die Stadtbahn-Infrastruktur ist ähnlich wie die zu schaffende Infrastruktur für E-Bus-Ladestationen aufgebaut (Gebäude, Netzanschluss, Leistungselektronik). Indem der Anschluss an das Energieversorgungsnetz im GUW+ für beide Verbraucher (Stadtbahn und E-Bus) genutzt wird, sinken die Investitionskosten.
  • Der Batteriespeicher ermöglicht die Nachnutzung von Batterien der Elektrobusse. Wenn die kostenintensiven Traktionsbatterien (ca. 30 % eines durchschnittlichen E-Busses) nicht mehr für den Fahrbetrieb ausreichend sind (bspw. wegen zu geringer Reichweiten), können sie im GUW+ als stationärer Speicher weiterhin langjährig eingesetzt werden. Dadurch entsteht ein zusätzlicher wirtschaftlicher und ökologischer Nutzen für den Verkehrsbetrieb. Der Batteriespeicher ermöglicht vielfältige Amortisationspfade, darunter die Verstetigung des unstetigen Strombezugs, die Speicherung von Bremsenergie, die Erbringung von Netzdienstleistungen sowie die Aufrechterhaltung der Stromversorgung des ÖPNV bei Netzausfall.
  • Das GUW+-Gesamtkonzept ist auf andere Städte übertragbar. Durch die Integration des GUW+-Demonstrators in die Bestandsinfrastruktur des Umsetzungspartners ÜSTRA AG konnten die oben erwähnten Szenarien im normalen Fahrbetrieb elektrischer Bahnen und Busse demonstriert werden. Das entwickelte Mess- und Abrechnungskonzept für sektorübergreifende Energieversorgungssysteme ist flexibel anwendbar. Mithilfe der Erfahrungen aus dem täglichen Betrieb können die Auslegungswerkzeuge optimiert werden, die für die künftige Breitenwirkung erforderlich sind.

Oliver Hoch, NOW Bereichsleitung Elektromobilität und Ladeinfrastruktur: „GUW+ verfolgt das übergeordnete Ziel, den Markthochlauf der Elektromobilität im öffentlichen Nahverkehr umfassend zu unterstützen. Als besonders wertvoll erachten wir die netzdienliche und verkehrsträgerübergreifende Integration in die bestehende Infrastruktur und freuen uns, dass dieses Wissen nun auch anderen Verkehrsbetrieben zur Verfügung steht.“

Elke van Zadel, ÜSTRA Vorstandsvorsitzende: „Wir freuen uns, dass wir das innovative GUW+ im Rahmen unserer Elektrobusoffensive erproben konnten und nun auch erfolgreich im Betriebsalltag einsetzen. Für uns schließt sich dadurch der Kreis hin zur nachhaltigen Mobilität im Stadtbusverkehr.“

Dr. Carsten Söffker, Projektleiter Alstom: „In der Optimierung des Gesamtsystems stecken noch viele Potenziale. Es ist eine unserer Kernkompetenzen, die ÖPNV-Betriebe dabei zu unterstützen, die Herausforderungen der Verkehrswende effizient zu meistern.“

Foto: E-Bus beim Laden in Hannover-Döhren (Quelle: ÜSTRA)