Der Lehrstuhl „Production Engineering of E-Mobility Components“ (PEM) der RWTH Aachen hat den ersten fahrbereiten Prototypen eines Schwerlast-Elektro-Lkw vorgestellt, der mit einer Brennstoffzelle zur Reichweitenverlängerung ausgestattet werden soll.

Das Fahrzeug wird im Zuge des vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr mit rund 16,9 Millionen Euro geförderten Forschungsprojekts „SeLv“ entwickelt und wurde zur renommierten „Woche der Elektromobilität“ und zu den 10. „Elektromobilproduktionstagen“ (EPT) in Aachen nun erstmals präsentiert. In der nächsten Entwicklungsstufe sollen die Brennstoffzelle und das Tanksystem implementiert werden.

Die Reichweite des E-Lkw soll dank eines prädiktiven Energiemanagements, das die Effizienz signifikant erhöhe, künftig mehr als 1.000 Kilometer betragen. „Wir verfolgen einen ganzheitlichen Ansatz, der es kinderleicht macht, sämtliche Routen inklusive Tankstopps und Pausen durch die Zieleingabe automatisch zu organisieren“, sagt Projektleiter Fabian Schmitt. Dafür sorge ein vernetztes, dauerhaft aktualisierbares System, das mit der Spedition verbunden ist und eine auf der Plattform „Android Automotive OS“ basierende Bedienlösung für das Fahrpersonal vorsieht. „Durch schnelles ‚Nachtanken‘ bleiben die logistischen Abläufe bestmöglich erhalten“, sagt Schmitt. Das Projekt soll in Zukunft durch das aus dem Lehrstuhl PEM hervorgegangene Unternehmen „moion GmbH“ weitergeführt und industrialisiert werden. Das RWTH-Spin-off werde künftig als Anbieter der Lkw-Umrüstungen und des dafür erforderlichen „Powertrain-Kits“ agieren.

„Die Elektrifizierung des Schwerlastverkehrs ist nach wie vor eine große Herausforderung für den Klimaschutz“, sagt PEM-Leiter Professor Achim Kampker: Während 20 Prozent aller Treibhausgasemissionen Deutschlands dem Verkehrs- und Transportsektor zuzuschreiben seien, entfielen 35 Prozent davon speziell auf Schwerlast- und Nutzfahrzeuge. „Um den hohen Energiebedarf schwerer Lastwagen zu bedienen und einen lokal emissionsfreien Langstreckenverkehr zu realisieren, müssen wir die technologischen Vorteile der Brennstoffzelle auszunutzen“, betont Kampker: „Dabei ist neben der Flottenerneuerung auch die Elektrifizierung der vielen Bestandsfahrzeuge notwendig.“

Hinter dem Projekt „SeLv“ steht das Bestreben nach „emissionsfreier Logistik im Schwerlastverkehr mittels Elektrifizierungsbaukasten und wirtschaftlichem Produktionssystem“. Ziel des Forschungsvorhabens ist die Entwicklung eines modularen elektrischen Antriebsstrangs mit Brennstoffzellen-„Range Extender“ für Nutzfahrzeuge mit einem zulässigen Gesamtgewicht von 41 Tonnen. Der auf individuelle Bedürfnisse anpassbare Antriebsstrang soll für Nachrüstlösungen ebenso geeignet sein wie für Neufahrzeuge.

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Bildquelle: PEM RWTH Aachen