Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) in Deutschland übergibt Förderbescheid über 3,1 Mio Euro für Entwicklungsprojekt Methanol-to-SAF (M2SAF). BASF, Thyssenkrupp, OMV, DLR und ASG beteiligen sich am M2SAF Konsortium.
Das starke Wachstum der Luftfahrtindustrie verlangt nach Lösungen, die Auswirkungen des Luftverkehrs auf das Klima zu mindern. Nachhaltige Flugtreibstoffe (Sustainable Aviation Fuels, kurz SAF) können hier einen wichtigen Beitrag der Senkung der CO2-Emissionen und Umweltwirkung der Luftfahrtindustrie leisten.
Im Rahmen des Konsortiums des Methanol-to-SAF-Projekts „M2SAF“ haben sich fünf Unternehmen aus der gesamten Wertschöpfungskette mit dem Ziel zusammengeschlossen, eine neuartige Prozesstechnologie zu entwickeln, die eine selektive Herstellung von SAF ermöglicht, das bis zu 100% als Drop-In-Treibstoff verwendet werden kann. Dieser Produktionsprozess soll nur minimale zusätzliche CO2-Emissionen verursachen und ein hohes Maß an Integrierbarkeit in bestehende Produktionsanlagen bieten. Ausgangspunkt des Prozesses ist nachhaltig erzeugtes Methanol aus CO2 und grünem Wasserstoff.
Die offizielle Urkunde zum Förderbescheid für das M2SAF Projekt wurde den Repräsentanten des M2SAF Konsortiums durch Staatssekretär Oliver Luksic aus dem Bundesministerium für Digitales und Verkehr am 16. November 2022 in Frankfurt überreicht. Im Rahmen des Gesamtkonzepts Erneuerbare Kraftstoffe wird das Entwicklungsprojekt M2SAF mit insgesamt 3,1 Mio Euro durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) gefördert. Das auf 2,5 Jahre ausgelegte Entwicklungsprojekt startete im August 2022 erfolgreich mit den ersten Aktivitäten. Eine Entwicklungsplattform für PtL-Kraftstoffe, die die Produktion in semi-industriellem Maßstab demonstrieren und den Markthochlauf von PtL-Kraftstoffen unterstützen wird, wird von der NOW GmbH koordiniert und durch die Projektträger VDI/VDE Innovation + Technik GmbH umgesetzt.
„Wir freuen uns über das geballte Know-how und die Initiative der namhaften Industrieunternehmen im M2SAF Konsortium, die gemeinsam Innovation und Technologien vorantreiben wollen, um die Dekarbonisierung des Luftverkehrs und damit die Erreichung der Klimaziele unserer Bundesregierung effektiv zu unterstützen“, so Staatssekretär Oliver Luksic, BMDV. „Das Setting im Entwicklungsprojekt mit bereits bestehenden Industrieanlagen verspricht eine schnelle Realisierung des Projekts M2SAF und eine Skalierbarkeit der Produktion in den industriellen Maßstab. Das sind ausschlaggebende Faktoren, die unsere Transformation zur Klimaneutralität bestmöglich unterstützen können.“
Das Projekt umfasst neben der Katalysatorentwicklung, der Verfahrensentwicklung, der Anlagenintegration und des Entwurfs einer Demo-Anlage auch die techno-ökonomische und -ökologische Analyse sowie begleitende Unterstützung bei der Zertifizierung und Analyse der neuen Flugkraftstoffe.
SAF sind eine nachhaltige Alternative zu herkömmlichem Kerosin und können als Drop-in-Kraftstoff ohne Änderungen an den Triebwerken und der Infrastruktur verwendet werden. Zahlreiche Technologien, die auf der Verwendung von nachhaltiger Biomasse oder auf erneuerbaren Energien basieren, werden derzeit entwickelt. Auch die europäische Gesetzgebung für Flugkraftstoff schreibt die Verwendung solcher nachhaltigen Flugkraftstoffe (biologischen und nicht-biologischen Ursprungs) für das Jahr 2030 vor. Allen derzeitigen SAF-Typen ist gemeinsam, dass sie in einer Mischung mit herkömmlichem Kerosin verwendet werden. Je nach Produktionsweg ist die Beimischung jedoch in der Regel begrenzt.
Martijn van Koten, Executive Officer Refining: „Die OMV will sich zu einem führenden Anbieter von nachhaltigen Kraftstoffen, Chemikalien und Materialien entwickeln. Die Entwicklung neuer Produktionswege für nachhaltigen Flugtreibstoff aus CO2 und grünem Wasserstoff sind für eine erfolgreiche Transformation von entscheidender Bedeutung. Daher freuen wir uns über die Teilnahme am M2SAF-Konsortium und darauf, die Entwicklung und Produktion von SAF auf Basis von grünem Methanol schnell voranzutreiben und skalierbar für den Markt verfügbar zu machen. Die Übergabe des Förderbescheids durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr, Staatssekretär Oliver Luksic, unterstreicht einmal mehr die Bedeutung des Projekts und stellt für unser M2SAF Konsortium einen wichtigen Meilenstein dar.“
Cord Landsmann, CEO thyssenkrupp Uhde: „Wir freuen uns als Teil des Konsortiums einen wichtigen Schritt in eine klimaneutrale Mobilität unterstützen zu können. Als global agierender technologischer Anlagenbauer können wir mit diesem Förderprojekt unsere Nachhaltigkeitsstrategie rund um unsere grünen Technologien zur Herstellung von Wasserstoff, Ammoniak und Methanol effektiv und synergetisch erweitern. Basierend auf unseren Expertisen und aktuellen Entwicklungsaktivitäten möchten wir auch im Downstream-Bereich mit neuen Verfahren zur nachhaltigen Herstellung von Chemikalien und Kraftstoffen einen wichtigen Beitrag zur erfolgreichen Energie-Transformation leisten.“
„Wir sind stolz darauf, im M2SAF-Projekt gemeinsam mit unseren Partnern nachhaltige Lösungen vorantreiben zu können“, sagt Detlef Ruff, Senior Vice President BASF Process Catalysts. „Um dem Klimawandel zu begegnen, werden wir Alternativen zu fossilen Kraftstoffen entwickeln. Katalysatoren werden auf dem Weg zu „net carbon zero“, und damit auch in diesem Projekt, eine zentrale Rolle spielen. Daher bietet das M2SAF-Projekt eine hervorragende Möglichkeit, unseren Beitrag zu leisten und unser Wissen einzubringen. Auf Basis unserer langjährigen Erfahrung in der Entwicklung und Produktion von Katalysatoren wollen wir das Projekt erfolgreich mitgestalten.“
Hintergrundinformationen zu den Mitgliedern des Konsortiums M2SAF:
BASF Process Catalysts entwickelt als weltweit führender Hersteller innovative Chemie- und Raffinerie-Katalysatoren, die sich an den Bedürfnissen ihrer Kunden orientieren. Im M2SAF-Projekt übernimmt BASF Process Catalysts die Katalysatorentwicklung und -bereitstellung. Dabei greift BASF Process Catalysts auf das breite Portfolio kommerzieller Katalysatoren zurück und erarbeitet zudem mit der Forschung und Entwicklung neue und innovative Lösungen für die M2SAF-Wertschöpfungskette.
Thyssenkrupp Uhde verfügt als international tätiger Anlagenbauer über umfangreiche Engineering- und Kommerzialisierungs-Kompetenz und ist darüber hinaus als Verfahrensgeber zahlreicher nachhaltiger Technologien aktiv. Im M2SAF Projekt übernimmt thyssenkrupp Uhde die Entwicklung der Technologie, die Optimierung der Prozessschritte bezüglich Reaktionsführung und Effizienz, die Integration der Einzelprozesse in ein ökonomisches und nachhaltiges Gesamtverfahren sowie das Design der Demoanlage einschließlich der Kostenermittlung einer kommerziellen Anlage.
Die OMV hat sich zum Ziel gesetzt, Antworten auf eine sich verändernde Welt und die Herausforderungen des Klimawandels zu geben und sich zu einem integrierten Anbieter von nachhaltigen Kraftstoffen, Chemikalien und Materialien mit einem starken Fokus auf Lösungen für die Kreislaufwirtschaft zu entwickeln. Die OMV hat sich verpflichtet, die Bestrebungen der Luftfahrtindustrie zur Senkung des Treibstoffverbrauchs und der CO2-Emissionen zu unterstützen, und sieht Sustainable Aviation Fuels als wichtige Erweiterung ihres Jet-Treibstoffangebots. Innovation und zukunftsweisende Technologien sind unerlässlich, um die Klima- und Treibhausgasemissionsziele zu erreichen. Die OMV strebt an, bis spätestens 2050 ein Net-Zero-Unternehmen zu werden (für Scope 1, 2 und 3). SAF trägt maßgeblich dazu bei, die strategischen Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Die geplante Steigerung der SAF-Produktion auf 700.000 Tonnen im Jahr 2030 wird eine wichtige Rolle bei der Erreichung dieser Ziele spielen.
Das DLR verfügt im Bereich der Bewertung synthetischer Luftfahrttreibstoffe über vielfältige Erfahrungen, Methoden und internationale Netzwerke. Als Mitglied der ASTM unterstützt das DLR die Gestaltung neuer Normen (z.B. eines 100% SAFs). Für die Zulassung neuer Treibstoffe ist das DLR Ansprechpartner für das Treibstoff-Prescreening. In M2SAF bewertet das DLR die Zulassungsfähigkeit der erzeugten Treibstoffe mittels fortschrittlicher Machine-Learning Modelle sowie das Herstellungsverfahren mittels techno-ökonomischer und ökologischer Analyse.
ASG ist ein durch die DAkkS zertifiziertes Prüflabor für Analytik von Kraftstoffen und beschäftigt sich mit Standard- und Spezialanalytik für flüssige, feste und gasförmige Kraft- und Brennstoffe. Dabei stehen neben fossilen vor allem regenerative Kraftstoffe im Fokus, für deren spezifische Analyse die ASG in der Lage ist, Verfahren wie die zweidimensionale Gaschromatographie zu adaptieren. Für das M2SAF-Projekt werden diese Verfahren mit neuartigen Detektoren kombiniert, um zusammen mit etablierten Methoden die vollständige Charakterisierung der komplexen Stoffgemische einschließlich Spurenbestandteilen zu ermöglichen. Zur Umsetzung der Ergebnisse in allgemein verfügbare Kraftstoffnormen verfügt ASG zudem über jahrelange Expertise in nationalen und internationalen Normungsgremien.