Die Anschaffung von Elektrofahrzeugen führt heute noch zu Mehrkosten, die sowohl Wirtschaftsunternehmen wie Privatpersonen vor Herausforderungen bei der Finanzierung stellen. Dabei entscheidet die mitgeführte Akkukapazität zum Großteil über die anfallenden Mehrkosten. Vor diesem Hintergrund soll die Elektrifizierung der Taxiwirtschaft mithilfe eines induktiven Ladesystems und kleineren Akkukapazitäten mittelfristig ermöglicht werden.
Dies wird im Rahmen des Forschungsprojektes LaneCharge an der Hochschule Hannover (HsH) entwickelt und erprobt. Das Projekt wird im Rahmen der Förderrichtlinie Elektromobilität des BMVI mit insgesamt 3.7 Millionen Euro durch das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur gefördert. Die Förderrichtlinie wird von der NOW GmbH koordiniert und durch den Projektträger Jütlich (PtJ) umgesetzt.
Das Prinzip der induktiven Energieübertragung findet sich bereits in tausenden Haushalten in Form von elektrischen Zahnbürsten oder Induktionskochfeldern wieder. Ein induktives Ladesystem erlaubt im Vergleich zum konventionellen kabelgebundenen Laden eine Energieübertragung, die über einen Luftspalt erfolgt. Die Übertragung dieses Prinzips auf das Laden von Elektrofahrzeugen lässt aufgrund des Wegfalls von Ladekabeln die wie Parkuhren anmutenden Ladesäulen überflüssig werden. So ermöglicht es ein Neudenken des Ladevorgangs.
So lässt sich an einem Taxi-Stand ein störungsfreies Ladesystem aufbauen: Auf dem Boden liegen keine Ladekabel, wodurch eine Gefahr für Passanten ausbleibt. Zudem können die Taxen in ihrem gewohnten Arbeitsablauf in der Reihe bequem vorrücken, ohne ständig ein Ladekabel umstecken zu müssen. Das Hauptaugenmerk liegt allerdings auf den Zwischenladungen, die sich die Taxen während des Wartens auf neue Kunden abholen können. Denn die Batterie macht noch immer etwas mehr als 30 Prozent der Herstellungskosten eines Elektrofahrzeugs aus. Neben den Mehrkosten schreckt die Taxiwirtschaft die geringen Reichweiten eines Elektrofahrzeugs ab. Beide Probleme ließen sich mit einem induktiven Ladesystem in den Griff bekommen. Aufgrund der Zwischenladungen parallel zum Betrieb wird keine zusätzliche Zeit für den Ladevorgang benötigt und durch das kontinuierliche Laden müssen die Batterien nicht größer als nötig dimensioniert werden. Das spart Rohstoffe und vor allem Geld, was das E-Taxi unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten attraktiv macht.
Aber nicht nur die Batterie bietet Einsparungspotentiale, der gesamte elektrische Antriebsstrang fällt im Vergleich zu einem konventionellen Fahrzeug schlanker aus. Insbesondere der Elektromotor bietet den Vorteil, dass er in Verbindung mit einem batterieelektrischen Antriebsstrang deutlich preiswerter und effizienter als das fossile Pendant zu betreiben ist. Wird das Kühlen oder Heizen des Innenraums während der entsprechenden Jahreszeiten mitberücksichtigt, so überwiegen nicht nur die ökonomischen, sondern auch die ökologischen Vorzüge. Denn das Einsteigen an Fahrzeugschlangen mit laufendem Motor an den Taxi-Ständen im Hochsommer oder Winter ist passé, da die dafür benötigte Energie direkt aus dem Boden bezogen wird und sie emissionsfrei zum Kühlen oder Heizen genutzt werden kann.
Um diese Effekte auch in Zahlen darstellen zu können, wird im Rahmen des Forschungsprojekts LaneCharge am Hauptbahnhof Hannover eine Teststrecke aufgebaut. Über fast die gesamte Länge am Taxi-Stand an der Rundestraße werden zwölf Sendespulen in die Straße integriert, um exemplarisch den Betrieb von zwei Elektrotaxen bewerten zu können. Durch die in die Straße eingelassenen Spulen werden Stolperfallen für Passanten vermieden, für Fahrzeuge entstehen keine Unebenheiten im Boden und das Stadtbild bleibt ungestört.
Unter Federführung der Hochschule Hannover wird das Projekt mit den Partnern EDAG Engineering GmbH, enercity, Götting KG, Hallo Taxo 3811 GmbH, Landeshauptstadt Hannover, SUMIDA Components & Modules GmbH und dem Institut für Straßenwesen der Technischen Universität Braunschweig realisiert.