Ein weiterer Schritt in Richtung klimaneutrale Müllentsorgung: Die Kommunalen Servicebetriebe Recklinghausen (KSR) haben sich im Oktober 2020 um eine Förderung von zwei wasserstoffbetriebenen Abfallsammelfahrzeugen beworben. Jetzt ist klar: Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) unterstützt die Klimaschutzinitiative der KSR mit einem Förderbescheid in Höhe von 1.429.785 Euro.

Noch in diesem Jahr sollen die zwei Fahrzeuge mit der besonders umweltschonenden Wasserstoff-Technologie als Antriebstechnik für die Restmüllabfuhr beschafft werden. Die KSR haben das Projekt in Zusammenarbeit mit der Abfallentsorgungs-Gesellschaft Ruhrgebiet (AGR) erarbeitet. Das Besondere daran: Der benötigte Wasserstoff entsteht mittels Elektrolyse aus dem gesamten Restmüll am Abfallkratwerk der AGR in Herten und kann dort zukünftig direkt getankt werden. „Auf diese Art gelingt es uns, einen Kreislauf aus Abfallsammlung, Entsorgung und Nutzung der erzeugten Energie zu schaffen“, sagt Uwe Schilling, KSR-Betriebsleiter. „Bald steht der emissionsfreien Abfallsammlung im Recklinghäuser Stadtgebiet nichts mehr im Wege.“

Die Nachhaltigkeitsstrategie der KSR hat ein klares Ziel: die Verringerung des Dieselverbrauchs und somit auch die Verringerung des Ausstoßes von Stickoxiden in der Fahrzeugflotte. Im Fuhrpark des Betriebshofes sind bereits einige klimafreundliche Fahrzeuge, wie Personenkraftwagen, Kastenwagen oder E-Bikes, im Einsatz.

„Wir als Verwaltung tragen Verantwortung für das Klima in unserem schönen Recklinghausen“, betont Bürgermeister Christoph Tesche. „Die nun vorgesehenen Abfallsammelfahrzeuge mit Brennstoffzellen-Technologie sind daher ein weiterer Baustein von vielen in unserer klimaorientierten Entwicklung.“  Die Anschaffung und der anschließende Einsatz der Müllwagen unterstützt direkt die Klimaschutzziele und Luftreinhaltepläne der Stadt Recklinghausen und ist somit auch im Interesse der Klimaschutzstrategie Deutschlands. Nicht zuletzt deswegen wurde der Förderantrag der KSR positiv beschieden.

Abfallsammelfahrzeuge, die mit Wasserstoff betrieben werden, sind Spezialanfertigungen, die auf die Bedürfnisse der Abfallwirtschaft und Gegebenheiten der jeweiligen Sammelgebiete angepasst und konstruiert sind. „Solche Gerätschaften können wir nicht mal eben im Autohaus kaufen“, erklärt Schilling. „Um den Aufwand so gering wie möglich zu halten, haben wir uns neben der AGR außerdem mit den Entsorgungsbetrieben der Städte Bochum, Duisburg, Herne und Paderborn zu einer Einkaufsgemeinschaft zusammengeschlossen.“

Daraufhin wurden in Recklinghausen wie auch in den anderen Städten im Vorlauf Testfahrten mit sogenannten Datensammlern absolviert. Diese sind herkömmliche mit Dieselmotoren angetriebene Müllwagen, welche sämtliche Daten im Echtbetrieb einer Abfallsammlung aufzeichnen. Im Zuge dessen wurden wichtige Informationen zum Energiebedarf und der Dimensionierung der Technik ermittelt, nach deren Auswertung schließlich die Fahrzeuge genau nach den lokalen Bedürfnissen der jeweiligen Kommune konfiguriert wurden.

Die zwei Abfallsammelfahrzeuge der Kommunalen Servicebetriebe laufen mit einer Lithium Eisen Batterie und haben eine Leistung von jeweils 85 Kilowattstunden. Die Fahrzeuge schaffen es zehn bis 20 Kilometer rein elektrisch zu fahren – bei einer Transportfahrt ohne Wasserstoff-Unterstützung. Mit dieser Unterstützung schafft ein Fahrzeug eine Gesamtstrecke von etwa 200 Kilometern. Zum Vergleich: Ein dieselbetriebener Müllwagen legt eine Strecke von circa 385 Kilometern zurück. In kürzester Zeit – nämlich nach 15 Minuten – ist der 40-Kilogramm-Wasserstofftank der Fahrzeuge wieder voll. Die Fahrzeuge haben eine Nutzlast von 10,5 Tonnen und eine Sammelleistung von mindestens 20 Tonnen Abfall.

Die Kosten für dieses wasserstoffbetriebene Fahrzeug betragen eine Million Euro. Es ist zwar im Wesentlichen elektrisch angetrieben, aber bezieht seinen Strom mittels einer Brennstoffzelle aus dem mitgeführten Wasserstoff. Die zugesagte Förderung deckt 90 Prozent der Mehrkosten im Vergleich zum Preis eines herkömmlich angetriebenen Abfallsammelfahrzeugs. Die Förderung deckt außerdem auch folgende Kosten ab: Umbaumaßnahmen gemäß den aktuellen Sicherheitsanforderungen an der Fahrzeughalle und dem Werkstattgebäude auf dem KSR-Betriebsgelände am Beckbruckweg.

Das Projekt wird im Rahmen des Nationalen Innovationsprogramms Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie mit insgesamt 1.429.785 Euro durch das BMVI gefördert. Die Förderrichtlinie wird von der NOW GmbH koordiniert und durch den Projektträger Jülich (PtJ) umgesetzt.