Lürssen baut für einen Kunden mit Pioniergeist und Technologiebegeisterung seine erste Yacht mit Brennstoffzellentechnologie.

Die Brennstoffzelle flankiert die konventionellen Generatoren und ist ein großer Schritt in Richtung einer emissionsfreien Lürssen-Yacht. Diese innovative Technologie ermöglicht 15 Tage emissionsfreies Ankern oder 1.000 Meilen Fahrt bei geringer Geschwindigkeit.

Peter Lürßen sagt dazu: „Mein Großvater hat 1886 das erste Motorboot der Welt gebaut, mein Traum ist es, der erste zu sein, der eine Yacht ohne Verbrennungsmotor baut.“

Lürssen richtet inzwischen ein Innovationslabor ein, um die Integration und den Betrieb eines hybriden Brennstoffzellensystems an Bord einer von Methanol angetriebenen Yacht zu testen.

Seit 2005 ist Lürssen an Forschungsprojekten beteiligt, deren Ziel die Nutzung von Brennstoffzellen auf Schiffen ist, um den nachhaltigen Schiffbau voranzutreiben. „Wir wollen auf unserer Yacht nicht nur die modernste Technologie einsetzen, wir wollen den Status Quo aufheben. Damit sich die Dinge ändern, muss man aktiv werden. Daher haben wir uns mit einigen Top-Partnern zusammengetan“, sagt Peter Lürßen.

Seit 2009 ist Lürssen Partner des nationalen Forschungsprojekts Pa-X-ell. Neben Lürssen sind Besecke, Carnival Maritime, DLR, DNV, EPEA, Freudenberg und die Meyer Werft als Partner beteiligt. Ziel ist die Entwicklung und Testung eines hybriden Energiesystems mit einer neuen Generation von PEM-Brennstoffzellen für Yachten und Hochsee-Passagierschiffe.

Dr. Justus Reinke, Geschäftsführer bei Lürssen bestätigt: „Das Innovationslabor wird im Sommer 2021 fertiggestellt sein und unter realen Umweltbedingungen mit allen erforderlichen Hilfssystemen arbeiten. Für uns ist diese Versuchsanlage die letzte Vorbereitung dafür, Brennstoffzellen erfolgreich an Bord einer Yacht zu bringen. Es wird uns definitiv der CO2-freien Lürssen-Yacht einen Schritt näherbringen.“

Lürssen ist eine strategische Partnerschaft mit Freudenberg eingegangen, einem der führenden Experten für maritime Brennstoffzellen und ein globaler Technologiekonzern mit etwa 48.000 Mitarbeitenden in 60 Ländern. Peter Lürßen sagt: „Mit Freudenberg haben wir einen starken Partner an unserer Seite. Wir wollen beide in naher Zukunft die Brennstoffzelle auf Schiffe bringen und das Energie- und Antriebssystem der Yachten revolutionieren.“

Claus Moehlenkamp, CEO von Freudenberg Sealing Technologies: „Wir freuen uns, mit Lürssen, der führenden, innovativen Werft für Yachten, eine langfristige Partnerschaft einzugehen. Gemeinsam werden wir Standards für eine nachhaltige, emissionsfreie Mobilität bei Yachten setzen.“

Das Konzept von Lürssen und Freudenberg besteht aus einer Brennstoffzelle, die mit kontinuierlich aus Methanol reformiertem Wasserstoff betrieben wird. Aufgrund seiner höheren Energiedichte, der einfachen Handhabung und guten weltweiten Verfügbarkeit fiel die Wahl auf Methanol statt auf natürlichen Wasserstoff. Vor allem aber kann Methanol in Strukturtanks im Doppelboden einer Yacht gelagert werden – im Gegensatz zu unter Druck stehendem oder verflüssigtem Wasserstoff, der wertvollen Platz über der Tankdecke und umfangreiche Tankstrukturen benötigt.

Dr. Manfred Stefener, Leiter des Lead Center Fuel Cell Systems bei Freudenberg Sealing Technologies erläutert: „Basierend auf unserem umfangreichen Wissen in den Bereichen Brennstoffzellensysteme und Wasserstofferzeugung durch die Reformierung von Methanol in Verbindung mit der bewährten Industrialisierungsexpertise von Freudenberg, sind wir bestrebt, innovative Energie- und Antriebslösungen für die maritime Industrie zu realisieren. Wir freuen uns, mit Lürssen als Partner die Kombination der ausgereiften Polymer-Elektrolyt-Brennstoffzellen (PEMFC) mit einem effizienten Umwandlungsprozess von Methanol in Wasserstoff weltweit erstmals auf eine Yacht zu bringen.“

Methanol ist ein wichtiger Grundstoff für die chemische Industrie und seit Jahrzehnten eine Option für den Einsatz als sauberer Kraftstoff. Wird es aus erneuerbaren Quellen hergestellt, wie z. B. durch CO2-Abscheidung aus der Atmosphäre, ist Methanol vollständig klimaneutral. Peter Lürßen kommmentiert: „Aufgrund der geringen Dynamik von Brennstoffzellen ist die Auslegung des Systems und die Kombination mit anderen Energiewandlern und -speichern für eine erfolgreiche Energieversorgung mit einem Brennstoffzellensystem entscheidend. Die gerade im Bau befindliche Yacht wird länger als 15 Tage vor Anker liegen können, während die Nachtstromversorgung im emissionsfreien Modus ist. Und die Yacht kann mehr als 1.000 Meilen in langsamer Fahrt emissionsfrei zurücklegen.“

Dank des modularen Aufbaus kann das Methanol-Brennstoffzellensystem an eine maßgeschneiderte Yacht angepasst werden, um bei möglichst hoher Gesamteffizienz des Systems den Raumbedarf und die Kosten möglichst gering zu halten. Brennstoffzellen verursachen kaum Geräusche oder Vibrationen, erfordern nur eine geringe Wartung und sind effizienter als Dieselmotoren.

Das Wichtigste ist jedoch, dass bei der Verwendung von grünem Methanol Stickoxid-, Schwefeloxid-, Ruß- und sogar CO2-Emissionen vermieden werden können.

 

Über Lürssen

Der deutsche Yachtbauer Lürssen hat sich international einen Ruf als Spezialist für exklusive, maßgeschneiderte Yachten mit herausragender technischer Meisterschaft erworben. Das privat geführte Unternehmen wurde 1875 gegründet und ist in der vierten Generation im alleinigen Besitz der Familie Lürssen. Mit 2.800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern unterhält Lürssen acht hochmoderne Standorte in Norddeutschland. Der Hauptsitz befindet sich in Bremen.

Über Pa-X-ell

Das Forschungs- und Entwicklungsprojekt Pa-X-ell (steht für eine Kombination aus den Abkürzungen Pax für Passagiere und Zellen für Brennstoffzellen) ist Teil des e4ships-Clusters und wird vom Bundesministerium für Transport und digitale Infrastruktur im Rahmen des Nationalen Innovationsprogramms für Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie unterstützt. Die Förderrichtlinie wird von der NOW GmbH koordiniert und durch den Projektträger Jülich (PtJ) umgesetzt.

Über Freudenberg Sealing Technologies

Freudenberg Sealing Technologies ist langjähriger Technologieexperte und weltweiter Marktführer für anspruchsvolle und neuartige Anwendungen in der Dichtungstechnik und der Elektromobilität. Mit seiner einzigartigen Werkstoff- und Technologiekompetenz ist das Unternehmen bewährter Zulieferer von anspruchsvollen Produkten und Anwendungen sowie Entwicklungs- und Servicepartner für Kunden in der Automobilindustrie und der allgemeinen Industrie. Im Geschäftsjahr 2020 erzielte Freudenberg Sealing Technologies einen Umsatz von rund 2 Milliarden Euro und beschäftigte zirka 13.000 Mitarbeiter. Das Unternehmen gehört zur weltweit tätigen Freudenberg-Gruppe, die mit den Geschäftsfeldern Dichtungs- und Schwingungstechnik, Vliesstoffe und Filtration, Haushaltsprodukte sowie Spezialitäten und Sonstiges im Geschäftsjahr 2020 einen Umsatz von rund 8,8 Milliarden Euro erwirtschaftete und in etwa 60 Ländern zirka 48.000 Mitarbeiter beschäftigte.