Freiburgs Abfallwirtschaft setzt bei der Umstellung ihres Fuhrparks auf Elektromobilität und steigt fortan auch in die Nutzung der Wasserstofftechnologie ein.
Bei der Abfallwirtschaft und Stadtreinigung Freiburg GmbH (ASF) kommen ab Juli zwei Fahrzeuge mit Brennstoffzellenantrieb zur Sammlung von Bioabfall und Papier zum Einsatz. Diese werden zwei dieselbetriebene Müllwagen ersetzen und jährlich bis zu 60 Tonnen CO2 einsparen.
Obwohl gerade schwere Nutzfahrzeuge für knapp 30 Prozent der CO2-Emissionen im Verkehrssektor verantwortlich sind und den Klimawandel weiter vorantreiben, wurden Technologien für alternative Antriebe dieses Fahrzeugtyps in der Vergangenheit eher vernachlässigt. Inzwischen haben auch wasserstoffbetriebene Brennstoffzellenfahrzeuge Markttauglichkeit erreicht, was der ASF die Ausweitung ihres Elektrofuhrparks auf das Feld der Abfallsammlung ermöglicht. Mit 15 alternativ angetriebenen Fahrzeugen ist der Großteil derzeit im Bereich der Straßenreinigung unterwegs.
„Das ist für uns ein bedeutender Meilenstein in Richtung emissionsfreie Mobilität“, erklärt Michael Broglin, Geschäftsführer der ASF. „Bis Ende 2023 werden auf Freiburgs Straßen insgesamt 14 Sammelfahrzeuge mit dieser klimafreundlichen Technologie unterwegs sein und mit 64 Prozent einen größeren Anteil an der kommunalen Abfallsammlung aufweisen als Dieselfahrzeuge.“
Oberbürgermeister Martin Horn freut sich über die umweltfreundliche Umstellung des ASF-Fuhrparks: „Freiburg wird dann über einen der größten Fuhrparks mit alternativ angetriebenen Abfallsammelfahrzeugen verfügen und eine Vorreiterrolle auf diesem Gebiet einnehmen. Dies soll ein bedeutender Beitrag zur Verwirklichung der Klimaschutzziele der Stadt Freiburg werden“, so Horn.
Wie klassische Elektrofahrzeuge werden auch Brennstoffzellenfahrzeuge durch einen Elektromotor angetrieben, fahren emissionsfrei und sind geräuscharm. Anders als bei reinen Elektrofahrzeugen können Brennstoffzellenfahrzeuge dagegen ihren Strom während der Fahrt durch die Reaktion von Wasserstoff mit Sauerstoff selbst produzieren, ohne an eine Steckdose angeschlossen werden zu müssen. Hiermit lässt sich die Fahrtzeit verlängern und die Flexibilität erhöhen. Das eingebaute Batteriesystem ermöglicht zudem die Speicherung rückgewonnener Bremsenergie und eine Teilaufladung der Batterie – ein entscheidender Vorteil im alltäglichen Stop-and-go-Verkehr.
Die Tragweite der Freiburger Technologiewende verdeutlicht auch die Aussage des Staatssekretärs im Umweltministerium Baden-Württemberg Dr. Andre Baumann: „Der Straßenverkehr ist eines unserer Sorgenkinder beim Klimaschutz im Land: Die Treibhausgasemissionen sind hoch und leider in den vergangenen Jahren sogar gestiegen. Das muss sich ändern. Denn nur dann werden wir unsere Klimaziele erreichen. Wie die Fahrzeuge der Zukunft angetrieben werden, ist dabei eine zentrale Frage. Bei Bussen, LKWs und Fahrzeugen mit hohen Anforderungen an Leistung, Reichweite und Einsatz-Flexibilität stellt sich Wasserstoff als eine sehr gute Lösungsoption dar. Darum freue ich mich, dass die Stadt Freiburg den richtigen und nachhaltigen Weg eingeschlagen hat.“
Die Finanzierung der ersten zwei wasserstoffbetriebenen Abfallsammelfahrzeuge erfolgte mit Unterstützung bundesweiter Fördermitteln. Somit konnten die Anschaffungskosten von rund 1.440.000 Euro (netto) für beide Fahrzeuge zu 75 Prozent über Fördermittel gedeckt werden. Eine Bezuschussung erfolgte im Rahmen des Sofortprogramms „Saubere Luft 2017-2020“ des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur mit rund 925.000 Euro (netto). Die Förderrichtlinie wird von der NOW GmbH koordiniert und durch den Projektträger Jülich (PtJ) umgesetzt. Eine zusätzliche Förderung in Höhe von insgesamt 150.000 Euro (netto) wurde über den Innovationsfonds der badenova AG & Co. KG bereitgestellt. „Die Brennstoffzellen-Technik in der Abfallwirtschaft einzusetzen, hat unseren Sachverständigenrat überzeugt. Wir freuen uns, dass wir die ASF mit Mitteln aus unserem Innovationsfonds Klima- und Wasserschutz unterstützen können“, so Mathias Nikolay, Vorstand der badenova.
Mit Blick auf die Anschaffung weiterer Abfallsammelfahrzeuge bis 2023 verwies Steffen Bilger, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur, auch auf die Ausrichtung des Bundes: „Bald werden in Freiburg 14 neue Abfallsammelfahrzeuge ihren Dienst versehen: leise und CO2-neutral. Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur unterstützt das Projekt mit über 8 Millionen Euro. Die Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie ist eine wichtige Zukunftstechnologie für den Wirtschafts- und Mobilitätsstandort Deutschland. So haben wir es auch in der Nationalen Wasserstoffstrategie der Bundesregierung festgelegt. Im Verkehrsbereich ist Wasserstoff zur Erreichung der Klimaziele eine sinnvolle Ergänzung zu den leistungs- und reichweitenbeschränkten Batteriefahrzeugen.“