Im Interview mit dem Automagazin arrive erklärt NOW-Geschäftsführer Dr. Klaus Bonhoff die staatlichen Förderstrategien im Bereich Elektromobilität und beschreibt, welche Fördermöglichkeiten Kommunen und Unternehmen offenstehen.

Dr. Bonhoff, was genau fördern Sie eigentlich?
Die NOW ist eine Programmgesellschaft, deren Aufgabe es ist, Förderprogramme der Bundesregierung, insbesondere des Bundesverkehrsministeriums, im Bereich nachhaltige Mobilität und Energie umzusetzen. Wir sorgen dafür, dass technologisch gesehen, die Fördermittel für die richtigen technischen Fragestellungen ausgegeben werden und vernetzen die wichtigen Akteure in der Forschung und im Markt, um dann die Marktvorbereitung und Einführung von Produkten und Dienstleistungen vorzubereiten.

Das hört sich verheißungsvoll an. Geht es dabei nur um Großprojekte oder auch um kleinere Projekte?
Es geht um große und längerfristige Programme, die sich aber aus vielen kleinen Projekten zusammensetzen können. Letztlich setzt die öffentliche Hand den programmatischen Rahmen mit Haushaltsmitteln, die man dafür ausgeben möchte. Das herunterzubrechen auf einzelne Projekte ist dann unsere Aufgabe. Wir betreiben gewissermaßen Förderung an der Schwelle zwischen Forschung und Entwicklung und dem kommerziellen Markt. Fördernehmer auf der Entwicklungsseite können kleinere Firmen, Konzerne aber auch Forschungseinrichtungen sein. Auf der anderen Seite haben wir Fördermittel, die für die Beschaffung da sind, also ganz konkret den Kauf von Fahrzeugen oder die Installation von Ladeinfrastruktur oder Wasserstofftankstellen unterstützen. Hierfür können Gewerbetreibende im kommunalen Kontext genauso Anträge stellen wie Kommunen, die vier bis fünf Elektroautos oder E-Busse für den ÖPNV anschaffen wollen.

Wie genau ist der Förderweg? Was muss ein kleiner Gewerbetreibender, z.B. ein Handwerkbetrieb machen, um bei ihnen konkret in den Genuss dieser begehrten Fördermittel zu kommen?
Es gibt zwei Wege. Im Bereich Forschung und Entwicklung wird vom Antragsteller eine Projektskizze bei uns eingereicht. Wenn die Idee förderfähig ist, das heißt mit den Zielen des jeweiligen Programms vereinbar ist, kommt mit der Ausarbeitung des Förderantrags der nächste Schritt. Im Fall der Beschaffung ist es ein einfacheres Verfahren. Hier muss vom Antragssteller ein Formular ausgefüllt werden, das dann vom Projektträger geprüft wird. Der Schritt der Skizzenbewertung entfällt hier. Um informiert zu sein, wann zu welchem Thema Förderanträge eingereicht werden können, empfehle ich die NOW-Fördernews. Auf unserer Webseite (www.now-gmbh.de) kann man sich in den Verteiler eintragen.

Sie sind mit der NOW auch international tätig. Gibt es da auch Projekte, die sie konkret fördern?
Im Vordergrund steht der Informationsaustausch in internationalen Gremien und im Rahmen mehrere bilateraler Kooperationsvereinbarungen, die wir in den vergangenen Jahren mit Organisationen geschlossen haben, die in ihren Ländern ähnliche Aufgaben wahrnehmen wie die NOW. Aktuell haben wir aber tatsächlich eine Vereinbarung mit CATARC, dem Chinese Automotive Technology Research Center, unterschrieben. Sie sieht vor, dass Partner aus beiden Ländern innerhalb ihrer nationalen Förderstruktur gemeinsam konkrete Projekte umsetzen können.

Wie und wo greift die NOW beim Ausbau der Ladeinfrastruktur in Deutschland ein?
Um den Bedarf tatsächlich ermitteln zu können, entwickeln wir gerade ein Standorttool, welches uns unter anderem zeigen wird, wo Ladeinfrastruktur besteht, wo gebaut wird, welche Ladeleistung vor Ort besteht oder wie die Auslastung ist. Diese Informationen sind wichtig, um den bedarfsgerechten weiteren Aufbau von Ladesäulen oder auch die Nachverdichtung der Infrastruktur an bestimmten Stellen effizient steuern zu können. Der Stromnetzausbau, um ein leistungsfähiges Netz betreiben zu können, steht bei uns allerdings nicht im Fokus. Hier gibt es andere Förderprogramme, die beim Bundeswirtschaftsministerium angesiedelt sind.

Ich empfehle allen, die noch nicht so viel über das Thema wissen, jetzt aber mit ihrer Kommune oder ihrem Betrieb in die Elektromobilität – sei es Batterie oder Brennstoffzelle – einsteigen wollen, unsere Internetseite www.starterset- elektromobilitaet.de. Dort stellen wir Informationen für Kommunen, Flottenbetreiber und Gewerbetreibende zusammen und hinterlegen insbesondere auch die vielen Erfahrungen aus den einzelnen Projekten. Das Starterset-Elektromobilität ist ein Eingangsportal für Fachwissen, an dessen Ende die informierte Entscheidung fallen kann, Elektrofahrzeuge anzuschaffen.

Raten Sie einem Privatkunden, der sein Benziner- oder Diesel-Auto verkaufen oder verschrotten will, zum Kauf eines Elektroautos?
Für gewerbliche Kunden gibt es heute bereits gute Gründe, auf E-Mobile umzusteigen. Die Reichweiten sind meistens für den Firmenbedarf völlig ausreichend. Wenn Sie als Privatperson ein E-Mobil nutzen möchten, kommt es einfach darauf an, wie ihr Mobilitätsbedarf ist. Wenn Sie zuhause oder beim Arbeitgeber laden können, spricht heute nichts mehr gegen Elektromobilität.

Sehr geehrter Dr. Bonhoff, ich danke Ihnen für das Gespräch.

Das Interview führte Dr. Martin Steffan.