„Deutschland als Autoland kann mehr. Energiewende geht nur mit Erneuerbaren Energien, sei es mit Strom und Gas aus Erneuerbaren oder mit Biokraftstoffen“, sagte Nils Boenigk, kommissarischer Geschäftsführer der AEE (Agentur für Erneuerbare Energien).

Mehr als 46 Millionen in Deutschland gemeldete PKW waren im vergangenen Jahr auf den Straßen unterwegs. Der Klimaschutzplan des Bundes sieht vor, dass bis 2030 im Verkehr die Emissionen um 40 bis 42 Prozent gegenüber dem Referenzjahr 1990 reduziert werden. Doch der CO₂-Ausstoß der 2017 neu angemeldeten Autos in Deutschland war mit 127,1 Gramm pro Kilometer sogar der höchste Wert in ganz Europa, so die Europäische Umweltagentur (EEA). „Ohne ein Umdenken im Verkehr sind diese Klimaziele nur Schall und Rauch“, so Boenigk während der Konferenz.

2017 deckten die Erneuerbaren Energien am Endenergiebedarf im Straßenverkehr erst 5,2 Prozent, wobei Biokraftstoffe weiterhin den größten Anteil ausmachten. „Eine Energiewende im Straßenverkehr ist ohne Biokraftstoffe nicht denkbar. Je nach eingesetztem Rohstoff verringern Biodiesel und Bioethanol den Treibhausgasausstoß im Vergleich zu fossilen Kraftstoffen um 65 bis 90 Prozent“, so Elmar Baumann, Geschäftsführer beim VDB. „Um die Klimaschutzziele zu erreichen, benötigt Deutschland neben einem massiven Hochlauf der E-Mobilität auch eine Anhebung der Treibhausgas-Quote für Kraftstoffe auf 16 Prozent im Jahr 2030, wovon Biokraftstoffe die Hälfte liefern können.“

Seit Ende 2011 hat sich die Zahl der Ladepunkte für Elektromobilität hierzulande mehr als vervierfacht. Ende Juni 2017 gab es in Deutschland bereits 10.700 Ladepunkte für Elektroautos. Die Zahl der Wasserstofftankstellen soll ebenfalls weiter ausgebaut werden. „Die Technologie für die Energiewende auf der Straße hat die Marktreife erreicht. Für alle Fahrzeugsegmente steht eine Null-Emissionslösung zur Verfügung – abhängig von Anforderungen an Fahrzeuggröße, Antriebsleistung und Reichweite eigenen sich elektrische Antriebe mit Batterie oder mit Brennstoffzelle“, sagt Dr.-Ing. Klaus Bonhoff, Geschäftsführer der NOW GmbH. „Beim flächendeckenden Ausbau entsprechender Lade- und Tank-Möglichkeiten sind nicht zuletzt durch die Förderprogramme der Bundesregierung schnelle Fortschritte zu verzeichnen.“

Die Energiewende im Verkehr ist keine Einbahnstraße, wie die Erläuterungen von Dana Gruschwitz Senior-Projektleiterin des Sozialforschungsinstituts Infas, zu aktuellen Studienergebnissen veranschaulichten. Bei allen Diskussionen rund um Emissionen und Klimaschutz dürfe der Autofahrer nicht außer Acht gelassen werden. Trotz vieler Alternativen wie Fahrrad oder Bus und U-Bahn greife beispielsweise auch der Stadtmensch weiterhin gern zum eigenen Auto. Selbstbestimmung und Ruhe seien wichtige Aspekte, die die Menschen mit ihrem eigenen Auto beziehungsweise dem Auto ihrer Eltern verbinden. „Das Auto ist der tatsächliche Ansatzpunkt, um wirklich einen großen Hebel für die Energiewende im Straßenverkehr zu betätigen“, so Gruschwitz. Denn die Beliebtheit des Autos zieht sich durch alle Altersklassen. „Wenn wir nichts tun, wird die Dominanz des Autos nicht abnehmen“, so Gruschwitz.

Die anhaltende Beliebtheit der Autos unterstreicht, dass die Energiewende im Verkehr mit den Autofahrerinnen und Autofahrern zusammen gedacht werden muss. Umso wichtiger ist ein Zusammenspiel aus Elektromobilität, Biokraftstoffen und synthetischen Kraftstoffen in Kombination mit nachhaltigen Mobilitätskonzepten ist, um die CO₂-Emissionen im Verkehr zu verringern.