Damit klimafreundliche Fahrzeuge im Schwerlastverkehr eingesetzt werden, müssen die Fahrzeuge durch Logistikunternehmen wirtschaftlich betrieben werden können. Die Investitionsentscheidung wird auf Grundlage der sogenannten „Total Cost of Ownership“ (TCO) getroffen – den Gesamtkosten des Betriebs.
Generell existiert bereits eine Vielzahl von Studien für die Ermittlung der TCO von klimafreundlichen Nutzfahrzeugen. Allerdings gehen sie von sehr unterschiedlichen Ausgangslagen aus: Annahmen für Betrachtungszeiträume, Fahrzeugkassen, Antriebstechnologie und eventuelle räumliche Szenarien variieren stark.
Um einen Überblick über die Bandbreite vorhandener TCO-Analysen und Studien zu erhalten, hat die EMCEL GmbH im Auftrag der NOW GmbH eine Metastudie erstellt. Für das Zieljahr 2030 werden kondensierte Aussagen der Metastudie in den folgenden (drei) Datastorys dargestellt. Ziel der Metastudie und der dazu gehörigen Analyse ist es, die unterschiedlichen Annahmen und Zahlenwerte aller ausgewählten Studien zusammenzufassen und eine Einordnung der Werte untereinander für das Zieljahr 2030 zu geben – also einen Rahmen zu setzen für die Prognosen von TCO-Werten für klimafreundliche Nutzfahrzeuge im Zieljahr 2030.
- Die erste Datastory gibt einen Überblick über die Methodik Studienauswahl zur Metastudie und eine erste quantitative Analyse der ausgewählten Studien.
- Die zweite Datastory gibt einen Überblick über die TCO-Kostenanalyse, zeigt die Zusammensetzung der Kostenbestandteile und analysiert ausgewählte Kostenpunkte aus den ausgewählten Studien.
- Die dritte Datastory gibt zeigt die Auswirkungen regulatorischer Rahmenbedingungen auf die TCO klimafreundlicher Nutzfahrzeuge.
Diese zweite Datastory gibt einen Überblick über die TCO-Kostenanalyse, zeigt die Zusammensetzung der Kostenbestandteile und analysiert ausgewählte Kostenpunkte aus den ausgewählten Studien.
Als TCO (Total Cost of Ownership) bezeichnet man die Gesamtheit aller Kosten, welche im Verlauf der Lebensdauer eines Produkts anfallen. Eine detaillierte Analyse und Planung dieser Kostenbestandteile ist von entscheidender Bedeutung, um die TCO zu optimieren und die Rentabilität des Fahrzeugs über dessen gesamten Lebenszyklus sicherzustellen. Sie unterliegen einer Vielzahl von Einflussfaktoren, wie etwa die Antriebstechnologie, die Fahrzeugklasse, die Einsatzbedingungen sowie regionale Gegebenheiten . Um die Höhe eines bestimmten Kostenbestandteils zu ermitteln, werden alle relevanten Faktoren miteinander verrechnet bzw. multipliziert.
Eine Auflistung aller Kostenbestandteile von TCO zeigt die untere Abbildung. Hierbei lassen sich verschiedene Kostenpunkte zusammenfassen, so dass eine Fokussierung auf wesentliche Kosten möglich ist. Die in den Studien dargestellten Sonstigen Kosten beschreiben in den verschiedenen Studien sehr unterschiedliche Kostenpunkte und sind daher schwer vergleichbar. Diese werden in der weiteren Analyse nicht betrachtet.
Auswahl der Faktoren mit dem größten Einfluss auf die TCO
Für die weitere Analyse der Studien und um eine Vergleichbarkeit zwischen den Studien zu gewährleisten, werden die relevantesten Faktoren für die Berechnung der TCO ermittelt, die in den Studien aufgeführt sind. Die Identifikation der einflussreichsten Faktoren erfolgt durch die Ermittlung des durchschnittlichen Anteils der Kostenbestandteile an den TCO über die betrachteten Studien. Diese sind:
- Investitionskosten [€]
- Restwert [€]
- Jahresfahrleistung [km] / Nutzungsdauer [a]
- Energiekosten pro kWh [€/kWh]
- Verbrauch pro Kilometer [kWh/km]
- Wartung und Instandhaltung [€/km]
Analyse der ausgewählten Kostenbestandteile
Für die Analyse der wesentlichen Kostenbestandteile erfolgte eine Erhebung von Zahlenwerten aus den ausgewählten Studien für Sattelzugmaschinen. Diese stehen im nachfolgenden Dashboard zur Verfügung. Dabei ist zu berücksichtigen, dass innerhalb der Studien die Einflussfaktoren mit unterschiedlichen Einheiten ausgewiesen werden. Die jeweilige Einheit der Faktoren wird mit angegeben. Für eine bessere Darstellung der z.T. großen Spannweite der Kosten sind die Daten in Form eines Boxplots abgebildet.
Grundsätzlich zeigen die Studien ein breites Zielbild für die betrachteten Lebensphasen unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Rahmenbedingungen der Studien und sind daher nur bedingt miteinander vergleichbar .
Weitere Analyse und Unschärfen
Ebenfalls aus der Analyse der Studien ist zu erkennen, dass ein Großteil der Studien nicht alle wesentlichen Rahmenbedingungen der TCO abdecken. Dies zeigt, dass alle Studien mit gewissen Unschärfen arbeiten und auch die Werte der Metastudie mit deutlichen Unschärfen zu bedenken sind. Als Beispiel kann hier unter anderem die Personalkosten oder die Dieselkosten genannt werden.
In lediglich vier der untersuchten Studien werden die Personalkosten berücksichtigt, wobei diese in den betreffenden Studien einen Anteil von bis zu 35 % ausmachen. Da die Personalkosten demnach einen signifikanten Anteil an den Gesamtkosten haben, sind sie für die Berechnung der TCO von entscheidender Bedeutung. Insbesondere bei der Betrachtung von Mehrfahrzeugbedarfen aufgrund hoher Reichweitenanforderungen können die Personalkosten eine besondere Relevanz erlangen.
Ebenfalls zu nennen sind hier die Dieselkosten. Diese weisen im Gegensatz zu den Strom- und Wasserstoffkosten bis 2030 nur eine geringe Bandbreite auf. Gleichzeitig liegen die angenommenen Kosten deutlich unter dem bereits heute durchschnittlichen Dieselpreis von 1,6 €/l (entspricht etwa 16 ct/kWh). Das erscheint unrealistisch in Anbetracht der bereits aktuellen Entwicklungen.
Generell wird der Einfluss von z.B. CO₂-Bepreisung oder THG-Quotenerlösen sehr wenig berücksichtigt. Zum Beispiel können die Effekte von THG-Quotenerlösen zu signifikanten Verschiebungen der kostenbezogenen Reichweiten führen. Die detaillierte Analyse hierzu sind in der Datastory „Regulatorik“ beschrieben.