Der Landkreis Neustadt an der Waldnaab hat sich mit seinem Projekt Hy-Perspectives im Rahmen des HyLand-Wettbewerbs des Bundes qualifiziert. Nachdem in der HyStarter-Phase bereits geeignete Anknüpfungspunkte für die Wasserstofftechnologie identifiziert wurden, geht es nun in der Expert-Phase darum, ein umsetzungsfähiges Gesamtkonzept für eine regionale Wasserstoffwirtschaft zu erarbeiten. Welche Schritte hierfür als nächstes zu gehen sind, wurde jetzt bei einem Auftakt-Treffen mit Akteurinnen und Akteuren aus Industrie, Forschung und Bildung erörtert.

Soll Wasserstoff im Neustadt an der Waldnaab zukünftig eine wichtige Rolle für die lokale Verkehrs- und Wärmewende spielen, müssen Erzeugung und Abnahme des klimaneutralen Gases gesichert sein. „Wir haben Menschen und Firmen in der Region, die Technologie-Vorreiter sind und gleichzeitig haben wir den Raum für neue Unternehmen“, so Landrat Andreas Meier bei der Begrüßung der Gäste. Dieses Potenzial gelte es zu heben. Gleichzeitig warnte er aber auch vor zu schnellen Erwartungen. „Es werden nicht in ein paar Monaten Fahrzeuge hier Wasserstoff tanken können – erst muss ein sinnvolles Gesamtkonzept entwickelt und die Infrastruktur geschaffen werden.“

Mit dem Institut für Energietechnik als Projektmanager, dem OM-Netzwerk für die Öffentlichkeitsarbeit, der Kanzlei Watson Farley & Williams für rechtliche Fragen und dem Überbetriebliche Bildungszentrum in Ostbayern (ÜBZO) für die Beratung zum Wissensaufbau steht der „Kreisentwicklung- und Wirtschaftsförderung“, die im Landratsamt für das Projekt zuständig ist, ein starkes Team zur Seite. Dieses soll im engen Zusammenspiel mit den Akteurinnen und Akteuren die bestehenden Projektideen konkretisieren und so weit ausarbeiten, dass eine praktische Umsetzung möglich ist. Auch die Gewinnung neuer aktiver Partner und die Information der Öffentlichkeit steht auf der Agenda.

Impulse für diese Ziele gab es bei der Auftaktveranstaltung reichlich. So zeigte Simon Reichenwallner von der ENERGIEregionNürnberg e.V. auf, wie in der Metropolregion das Thema Wasserstoff behandelt wird. Über Änderungen der Rechtslage bei der Definition von „Grünem Wasserstoff“ informierte Dr. Felix Siebler von Watson Farley & Williams LLP. Grundsätzlich gilt Wasserstoff als „grün“, wenn er ausschließlich mit Strom aus erneuerbaren Energiequellen – ausgenommen Biomasse – gewonnen wird. In einem aktuellen Entwurf der EU-Kommission werden nun die Anforderungen an die für den Betrieb von Wasserstoffanlagen benötigte Elektrizität detailliert beschrieben. Somit gibt es zukünftig erstmals eine gesetzliche Klassifizierung von „Grünem Wasserstoff“, was für die Produktion von Wasserstoff große Bedeutung haben wird. Ein Update zu den neuesten Entwicklungen im Wasserstoffsektor und deren Auswirkungen für die Region stellte Thomas Gollwitzer vom IfE vor. Um Wasserstoffmobilität in der Region NEW ging es beim gemeinsamen Workshop aller Teilnehmenden. Hier wurde zum Beispiel klar, dass es in der Region ein so großes Potenzial an abnehmenden Akteuren gibt, dass eine gemeinsame Beschaffung von Bussen und Lkw sinnvoll sein könnte. Weiter gehen wird es nun in vier Arbeitsgruppen. In diesen werden Details zur Erzeugung von Wasserstoff und erneuerbaren Energien, zur Abnahme von Wasserstoff sowie zum Infrastrukturbetrieb erarbeitet.

 

Zum Hintergrund:

Die Entwicklung der Region Neustadt an der Waldnaab als Wasserstoffregion wird im Rahmen des Nationalen Innovationsprogramms Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie (NIP2) in der HyExpert-Phase mit rund 400.000 Euro durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr gefördert. Die Förderrichtlinie wird von der NOW GmbH koordiniert und durch den Projektträger Jülich (PtJ) umgesetzt.

 

Bild: Bei einem Workshop stimmt sich das Akteurs-Netzwerk des Landkreises Neustadt an der Waldnaab zu den nächsten Planungsschritten für eine regionale Versorgung mit grünem Wasserstoff ab. Bildrechte: Landratsamt NEW/Prößl