Die AG „EMS“ ist die erste deutsche Reederei, die LNG-Technik für den Fährdienst im Weltnaturerbe Wattenmeer einsetzt. Im Juni 2015 fand die Jungfernfahrt des bereits auf LNG-Antrieb umgerüsteten MS „Ostfriesland“ auf der Strecke von Emden nach Borkum statt. Die Erfahrungen der AG „EMS“ mit der Umrüstung auf LNG-Technik des MS „Ostfriesland“ sind auch in den Umbau auf LNG-Technik des MS „Münsterland“ eingeflossen.

Das MS „Münsterland“ verkehrt zwischen Emden, Eemshaven und Borkum. Damit sichert MS „Münsterland“ den Passagier- und Warentransport vom Festland zur Insel Borkum. Durch den Umbau wird eine weitere Nutzungsdauer des Schiffes von 25 Jahren ermöglicht.

Als Antriebskonzept kommt bei dem MS „Münsterland“ ein Gas/Diesel-elektrischer Antrieb zur Anwendung. Die Fähre ist ausgestattet mit zwei LNG-Dual-Fuel Motoren, die in Kombination mit dem LNG-Gasmotor die benötigte Leistung erzeugen. Der von den Generatoren erzeugte Strom wird über ein innovatives „Power Management System“ gesteuert und im Wesentlichen verwendet, um die E-Motoren für die Propeller und Bugstrahlruder anzutreiben sowie den Hotelbetrieb zu gewährleisten.

Der Kraftstoff LNG wird über die Bunkerstation bei einer Temperatur von rund -160 Grad Celsius und einem Bunkerdruck von rund 6-8 bar in den doppelwandigen vakuum-isolierten LNG-Tank hineingepumpt. Der Druck im Tank wird automatisch auf dem eingestellten Betriebsdruck (4,5 bar) gehalten.

Nachdem im Jahr 2022 in Eemshaven nur auf die Einzelfallgenehmigung von Groningen Seaports LNG bebunkert werden durfte, ist es 2023,gelungen eine eigene LNG-Bunkergenehmigung zu bekommen. Diese beinhaltete sogar das Bunkern vom Autodeck aus, welches von Anfang an vorgesehen war und durch die jeweiligen Risikoanalysen dargelegt werden konnte. Hierfür wurde eigens ein doppelwandiger Bunkerschlauch gebaut, welcher in der Doppelwand drucküberwacht ist und beim Anstieg des Innendrucks den Shutdown auslöst.

Ebenso wurde das Deck auf welchem sich der Schlauch befindet mit einer Gummimatte geschützt. Der Standard-Tankcontainer wurde von der Firma GasCom so modifiziert, dass der Ventmast in einem sicheren Bereich, der im Gaszonenplan angegeben ist, abbläst.

Im Jahr 2023 ist es aufgrund der Energiekrise noch nicht gelungen Bio-LNG im wirtschaftlich vertretbaren Rahmen einzusetzen, jedoch konnte diesbezüglich mit Lieferanten gesprochen werden, um für die Zukunft Lieferquellen zu sichern.

Nach anderthalbjähriger Betriebszeit und dem Auslaufen der Garantiezeit der „MS Münsterland“ kann von einem gelungenen Start gesprochen werden. Die gesamten Systeme funktionierten vom ersten Tag an einwandfrei.

Zudem konnte festgestellt werden, dass die Weiterentwicklung der Hersteller zu signifikanten Verbesserungen im Handling und Performance geführt haben und somit zum Beispiel von Pier zu Pier mit LNG fahren gefahren werden kann und die Motoren im „Gasmode“ starten und stoppen.

Beitrag der umgerüsteten MS „Münsterland“ zu den Zielen des Förderprogramms:

Die LNG-Umrüstung des MS „Münsterland“ unterstützt die Einführung von verflüssigtem Erdgas (LNG) in der deutschen Seeschifffahrt und zeigt die Praxistauglichkeit dieses Treibstoffs auf. Mit der Projektumsetzung wird ein positives Signal an die Schifffahrtsbranche gegeben, um nachhaltige, umweltfreundliche und zukunftsorientierte Antriebstechniken zu etablieren.

Das MS „Münsterland“ wird nach der Umrüstung hauptsächlich mit LNG betrieben und ausschließlich im Fährdienst im Weltkulturerbe Wattenmeer eingesetzt. In Kombination mit dem Schwesterschiff MS „Ostfriesland“ wird zukünftig der Fährbetrieb zur Insel Borkum, von Emden und Eemshaven aus, überwiegend mit LNG angetriebenen Schiffen durchgeführt. Die LNG-Umrüstung des MS „Münsterland“ steigert die Nachfrage nach LNG als Schiffskraftstoff in Deutschland und schafft damit Anreize für den Aufbau der entsprechenden LNG-Versorgungsinfrastruktur im Hafen Emden.

Die LNG-Umrüstung des MS „Münsterland“ trägt maßgeblich zur Senkung der Luftschadstoffemissionen im Weltkulturerbe Wattenmeer bei. Der Ausstoß von Stickoxiden, Schwefeloxiden (jeweils über 90%) und Kohlendioxid (ca. 20%) in den Schiffsabgasen wird im Vergleich zu herkömmlichen Schiffstreibstoffen verringert und Feinstaubemissionen sogar ganz vermieden. Eine zusätzliche Reduktion der CO2-Emissionen um bis zu 20% im Vergleich zu Marinediesel wird über die Beimischung von Bio-LNG bereits in den ersten acht Betriebsjahren angestrebt.

Bildquelle: Aktien-Gesellschaft „EMS“

Förderkennzeichen
45S181X003