Praxiserprobung von wasserstoffbetriebenen Omnibussen in Stuttgart und Umgebung

Erklärtes Ziel der SSB AG ist es, den ÖPNV in Stuttgart nachhaltig zu gestalten. Aus diesem Grund lautet der Plan des im Rahmen des NIP geförderten Projekts S-presso, die Weiterentwicklung der Brennstoffzellen-Hybridtechnologie für Nahverkehrsbusse durch technische, aber auch betriebliche Optimierungen, wie z. B. die Erprobung neuer innovativer Betriebskonzepte voranzutreiben.

Im Projekt wurde vier 12 m lange Wasserstoff-/Brennstoffzellen-Hybridbusse von Mercedes-Benz neu beschafft und im regulären Linieneinsatz in Stuttgart auf der Linie 79 und in Fellbach auf der Linie 67 erprobt. Gerade der Einsatz in Fellbach stellt ein Novum bezüglich des Betriebskonzepts dar. Der dort eingesetzte Bus wird von dem privaten Busbetreiber Schlienz im Regionalverkehr betrieben, während die SSB die Versorgung des Busses übernimmt. Für die Versorgung der Busse mit Wasserstoff werden zwei Tankstellen genutzt: die öffentliche Wasserstofftankstelle der OMV am Flughafen und die eigens für Busbetankungen nachgerüstete Tankstelle der EnBW in unmittelbarer Nähe eines Betriebshofes der SSB. Um die erfolgreiche Integration neuer Technologien in die Flotten zu ermöglichen, verfolgt die SSB einen ganzheitlichen Systemansatz: Neben der Beschaffung und Erprobung der Busse wurden die Anforderungen an einen geeigneten Betriebshof und die erforderliche Personalqualifizierung untersucht. Die ökologischen und ökonomischen Auswirkungen des Einsatzes der Wasserstoff-/Brennstoffzellen-Hybridbusse werden anhand einer Lebenszyklusanalyse ausgewertet. Vervollständigt wurde die ganzheitliche Bewertung durch die Untersuchung der Akzeptanz der neuen Technologie.

Seit Beginn des Fahrbetriebs wurde bei einem mittleren Verbrauch von 8,3 kg Wasserstoff je 100 km eine Fahrstrecke von über 225.000 km zurückgelegt. Die Verfügbarkeit der Busse entsprach den Erwartungen an die noch junge Technologie. Zu Beginn des Fahrbetriebs wurde zunächst ein Betriebshof komplett geschult: 220 Busfahrer, zusätzlich Verkehrsmeister und zentraler Servicedienst. Im weiteren Projektverlauf wurden alle neu eingestellten Busfahrer weitergebildet, sodass in Summe 460 Fahrberechtigte geschult wurden. Für Wartungsarbeiten an den Bussen wurden 62 Werkstattmitarbeiter qualifiziert und zwei SSB-Betriebshöfe hinsichtlich den Erfordernissen für Wasserstoff- und Hochvoltsicherheit umgerüstet.

Aus dem täglichen Betrieb wurden zahlreiche Erkenntnisse zur Verbesserung der Praxistauglichkeit gewonnen. So gilt es, die Betankungsinfrastruktur weiter zu verbessern mit Blick auf die Einhaltung der Reinheit des Wasserstoffs, der Durchführung von Wartungs- und Prüfungsarbeiten im laufenden Betrieb (z. B. Druckbehälterprüfung) und des einwandfreien Betriebs bei niedrigen und hohen Temperaturen. Gerade im Hochsommer ermöglicht eine Temperaturkompensation die vollständige Ausnutzung des verfügbaren Tankvolumens. Weitere Verbesserungen können durch die Ermöglichung des Wechsels von Kraftstofffiltern bei befüllten Tanks und durch die Außerbetriebnahme einzelner Tankbehälter, um mit reduziertem Speichervolumen weiterzufahren, erzielt werden.

Während bei Einsatz von Wasserstoff aus regenerativen Quellen die Umweltbelastung deutlich reduziert wird (null Schadstoffemissionen im Betrieb, 80 % weniger Treibhausgase über den gesamten Lebenszyklus), sind mit Blick auf die Wirtschaftlichkeit noch weitergehende Anstrengungen zur Minimierung der Mehrkosten gegenüber konventionellen Technologien erforderlich.

Die Akzeptanz der Technologie ist hoch. Neben einem erhöhten Bewusstsein für die Notwendigkeit des Technologiewandels ist bei Fahrern und Fahrgästen die positive Bewertung der Produkteigenschaften wie verbesserter Fahrkomfort durch die Reduzierung von Vibrationen und Lärm zu beobachten. In Bezug auf die Öffentlichkeitsarbeit war die Präsentation eines Busses auf der COP21-UN-Klimakonferenz in Paris ein Highlight.
Die gewonnenen Erkenntnisse und Erfahrungen tragen zur Steigerung der Praxistauglichkeit der Brennstoffzellentechnologie bei, dienen der Erlangung der Marktreife und fließen unmittelbar in die Arbeit der CEP ein. Dadurch wird es nicht nur der SSB, sondern auch anderen Busbetreibern ermöglicht, einen möglichst ressourceneffizienten, umweltfreundlichen und wirtschaftlichen ÖPNV anzubieten.

Förderkennzeichen
03BV231

Partner Laufzeitbeginn Laufzeitende Fördersumme
Stuttgarter Straßenbahnen AG01.06.1230.09.164.433.063,67 €
4.433.063,67 €