Der Brennstoffzellen-Antrieb ist umweltfreundlich und kann die Intralogistik verändern. Das gilt auch für die Lebensmittelbranche mit ihren empfindlichen Waren und ihren Nach­haltig­keits­bestrebungen. In seinem Beitrag für die Lebensmittel Zeitung (Ausgabe 5/2019 ) weist Wolfgang Axthammer, Geschäftsführer der NOW GmbH, darauf hin, dass die Einführung von Brennstoffzellen-Antrieb in der Intralogistik mit Fördermitteln des Bundes unterstützt wird.

Die ersten Food-Filialisten in Europa nutzen Gabelstapler und andere Lagerfahrzeuge mit Brennstoffzelle. Walmart und Amazon in den USA sind bereits weiter. Die Vorreiter profitieren davon, dass diese Antriebstechnik sauber und zuverlässig ist.

Brennstoffzellen-Antrieb ist umweltfreundlich und kann die Intralogistik verändern. Das gilt auch für die Lebensmittelbranche mit ihren empfindlichen Waren und ihren Nachhaltigkeitsbestrebungen. Doch in Deutschland und im übrigen Europa werden Brennstoffzellen oft noch als Technologie der fernen Zukunft gesehen. Dabei sind weltweit täglich bereits mehr als 25 000 elektrische Flurförderzeuge mit Brennstoffzellen im Einsatz. Speziell Lebensmittelindustrie und LEH können von extrem kurzen Tankzeiten, sinkenden Preisen, Sicherheit, Sauberkeit und vor allem dem grünen Image der Brennstoffzelle profitieren. Dazu kommt, dass der Bund die Einführung von Brennstoffzellen-Antrieb in der Intralogistik mit Fördermitteln unterstützt.

Bei Carrefour fahren die ersten 140 Lagerfahrzeuge mit Wasserstoffantrieb. Vorreiter unter den Lebensmittelhändlern in Europa sind Carrefour und Grand Frais/Prelocentre aus Frankreich, Colruyt aus Belgien und Norgesgruppen/Asko aus Norwegen. Zusammengerechnet lassen sie rund 300 mit von Wasserstoff betriebene Flurförderzeuge durch ihre Verteilzentren rollen. Sie folgen internationalen Vorreitern wie Walmart und Amazon, die diese Technik und deren Vorteile längst für sich entdeckt haben und Großflotten nutzen.

Niederhubwagen, Schlepper oder Schubmaststapler sowie Gegengewichtstapler: Die Brennsstoffzellentechnik für Flurförderzeuge ist ausgereift. Sie ist weltweit zehntausendfach im Einsatz. Anbieter wie Linde, Jungheinrich, Toyota und Still entwickeln seit Jahren serienfähige Flurförderzeuge mit Brennstoffzellen. Viele ihrer Modelle sind heute in einer Wasserstoffvariante bestellbar.

Flurförderzeuge mit Brennstoffzelle haben sieben große Vorteile: Produktivität, geringere Kosten, hohe Leistungsverfügbarkeit, sicheres Handling, sauberer Betrieb, Nachhaltigkeit sowie geringen Platzbedarf. Die hohe Produktivität beruht darauf, dass es nur ein bis drei Minuten dauert, bis ein solches Fahrzeug mit Wasserstoff aufgetankt ist – gegenüber Batteriewechselzeiten von 10 bis 20 Minuten (mit Anfahrt) bei den elektrischen Konkurrenten.

Die Kosten für die Technik sind in den vergangenen Jahren deutlich gesunken. Selbst bei hohem Energiebedarf kommt es im Gegensatz zu Lithium- Ionen-Geräten nicht zu Spitzen, die das Stromnetz stark belasten und hohe Kosten verursachen. Die Rahmenbedingungen in Deutschland sind gut, zumal gleich mehrere Gase-Hersteller für Wettbewerb sorgen. Zusätzlich hilft Förderung aus nationalen und europäischen Programmen, die aktuell bei rund 40 Prozent der Investitionsmehrkosten liegt.

Dazu kommt die hohe Leistungsverfügbarkeit. Interessant sind Stapler mit Brennstoffzellenantrieb insbesondere für Betriebe mit energieintensiven Einsätzen und Dreischichtbetrieb. Das gilt für Verteilzentren der großen Einzelhändler, aber auch für Lager von Großhandel und die Lebensmittelindustrie. Die Technik funktioniert außen und innen zuverlässig, selbst in Tiefkühl-Lagern bei bis zu minus 30 Grad. Durch den Wegfall von Batteriewechseln sowie potenziell gefährlicher Batterie-Säure ist das Handling von Brennstoffzellen besonders sicher.

Fünfter großer Vorteil ist, dass Brennstoffzellen eine saubere Alternative zu Diesel und Blei-Säure-Batterien sind. Schadstoffrückstände werden immer kritischer wahrgenommen. Viele Verbraucher achten auf gesunde Lebensmittel und Umwelt. Sie honorieren entsprechende Schritte von Unternehmen. Nachhaltig ist die Technik aber auch an einem zweiten Punkt: Brennstoffzellen erreichen heute schon eine Lebensdauer von rund 10 000 Betriebsstunden. Damit sinken die Lebenszykluskosten und die Umweltauswirkungen. Der Betrieb der Fahrzeuge ist frei von schädlichen Emissionen, da als Nebenprodukte der Stromerzeugung nur Wärme und in geringen Mengen Wasser entstehen, das bei der Betankung abgepumpt wird. Wird der Wasserstoff regenerativ erzeugt, ist der gesamte Lebenszyklus emissionsfrei. Der siebte Vorteil ist der geringe Platzbedarf. Batterie-Ladestationen oder -Wechselräume sowie Ersatzbatterien entfallen; das spart Platz. Zapfstellen nehmen nur 2 bis 3 qm Fläche ein.

Aus all diesen Gründen ist die Brennstoffzelle dabei, sich ihren Platz im LEH zu erobern.