Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer überreicht rund 25 Millionen Euro Fördermittel an Verbundvorhaben in den Brandenburger Landkreisen Barnim und Oberhavel.
Es ist der Startschuss für ein wegweisendes Vorhaben, den Bundesminister Andreas Scheuer am heutigen Tag am Bahnhof Basdorf gemeinsam mit Vertreter*innen der Landes–und Kommunalpolitik gab: Es geht um nichts weniger als den Aufbau einer regionalen Wasserstoffinfrastruktur.
Andreas Scheuer, Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur: „Wir reaktivieren die Stammstrecke der Heidekrautbahn, wir verbinden das Umland mit der Metropole Berlin – und das alles mit 100 Prozent grünem Wasserstoff: Heute gehen wir erneut einen Riesenschritt in Richtung klimaneutraler Schienenverkehr. Damit setzen wir unsere Nationale Wasserstoffstrategie konsequent um.“
Insgesamt rund 25 Millionen Euro waren im Gepäck des Ministers, die er an die drei Vorhabenträger ENERTRAG, Niederbarnimer Eisenbahn (NEB) und Kreiswerke Barnim überreichte. Die drei bereits langjährig in der Region nördlich von Berlin engagiertenVerbundpartner wollen mit dieser Unterstützung Maßstäbe im Aufbau einer regionalen Wasserstoffinfrastruktur und nachhaltiger Mobilität im Schienenpersonennahverkehr (SPNV) setzen. „Durch den Betrieb wasserstoffbetriebener Fahrzeuge können die Geräuschbelastung reduziert und ein CO2-Ausstoß im Regionalverkehr vermieden werden“, erläutert Detlef Bröcker, Vorstand der Niederbarnimer Eisenbahn, das Kernziel des Vorhabens. „Der „grüne“ Wasserstoff wird nicht nur zu 100% aus lokal gewonnenen, erneuerbaren Energien erzeugt, sondern ermöglicht auch einen vollständig emissionsfreien SPNV auf der Heidekrautbahn über die gesamte Wertschöpfungskette.“ Die NEB erhält eine Förderung von rund neun Millionen Euro, um ab Dezember 2024 sechs Wasserstoff-Brennstoffzellen-Züge auf der Regionalbahnlinie RB27 einsetzen zu können. „Die Wasserstoffzüge steigern die Attraktivität des SPNV für Berufsverkehr und Tourismus und unterstützen den Ausbau einer umweltfreundlichen, grünen Mobilität in der Region“, ergänzt Bröcker. „Durch die parallel erfolgende Reaktivierung der Stammstrecke der Heidekrautbahn entstehen zusätzliche, herausragende Synergien, die für den Klimaschutz und zur Förderung eines nachhaltigen SPNV für die Region nördlich von Berlin genutzt werden können.“
Für den benötigten Wasserstoff, der zu 100% aus regenerativ erzeugtem Strom produziert werden soll, sorgt der erfahrene Energieerzeuger ENERTRAG, der für den Aufbau eines Wasserstoffwerkes Fördermittel in Höhe von ca. 13 Millionen Euro erhält. „Wir wollen unsere Region mit Wasserstoff aus Windkraft versorgen. Er ist der billigste erneuerbare Treibstoff. Unser Hybridkraftwerk zeigt seit zehn Jahren, dass die Elektrolyse erneuerbare Energie problemlos speicherbar macht. Wasserstoff ist die Voraussetzung für eine erfolgreiche Energiewende. Im Verkehrsbereich, welcher dringend weniger Kohlendioxid ausstoßen muss, ist er die ideale Ergänzung zum Strom. Mit der Bahn durch Brandenburg zu fahren macht sicher doppelt so viel Freude, wenn der Treibstoff aus hiesigen Windmühlen stammt“, beschreibt Jörg Müller, ENERTRAG-Vorstandsvorsitzender die Rolle im gemeinsamen Vorhaben. Die Kreiswerke Barnim, dritte Partnerin im Verbund, wird mit der Errichtung einer Wasserstoff-Zugtankstelle die nötigen infrastrukturellen Voraussetzungen schaffen, um den produzierten Wasserstoff am Ort des Energiebedarfes zur Verfügung zu stellen. Das Vorhaben wird mit 2,5 Millionen Euro unterstützt. „Wir arbeiten als Verbund bereits seit 2017 gemeinsam an dem Ziel, in unserer Region den Stromertrag aus den erneuerbaren Energieanlagen auch direkt zu nutzen, Wertschöpfung zu generieren und die Energiewende voranzubringen. Der Fördermittelbescheid ist ein starkes Signal und notwendige Unterstützung für die Akteure, um im Einsatz von Wasserstoff und dem Aufbau notwendiger Infrastruktur international nicht den Anschluss zu verlieren“, so Christian Mehnert, Geschäftsführer Kreiswerke Barnim.
Jörg Steinbach, Minister für Wirtschaft, Arbeit und Energie des Landes Brandenburg: „Ich unterstütze das hürdenreiche Projekt zur Umstellung des Schienenpersonennahverkehrs auf der Heidekrautbahnlinie auf Wasserstoff-Brennstoffzellenzüge seit mehreren Jahren. Mit dem offiziellen Startschuss für das Projekt wird nun endlich noch stärker sichtbar, dass Brandenburg mit seinen innovativen Unternehmen die Energiewende aktiv vorantreibt – und das nicht nur im Stromsektor, sondern auch bei der Mobilität. Das Wasserstoff-Projekt verdeutlicht, wie die für die Energiewende so wichtige Sektorenkopplung in der Mobilität funktionieren kann. Ich bin überzeugt, dass Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologien zukünftig eine entscheidende industriepolitische Wirtschaftskraft entfalten werden.“
Guido Beermann, Minister für Infrastruktur und Landesplanung des Landes Brandenburg: „Wir wollen die Verkehrswende in unserem Land voranbringen. Damit noch mehr Menschen auf nachhaltige Verkehrsmittel wie die Bahn umsteigen, bauen wir das Angebot im SPNV weiter aus. Ich freue mich, dass wir im Rahmen des Projekts i2030 nicht nur die historische Stammstrecke der Heidekrautbahn reaktivieren, sondern auch den Startschuss für eine klimafreundliche Wasserstoff-Infrastruktur geben. Das ist ein wichtiger Schritt für mehr Mobilität und für die wirtschaftliche Entwicklung in Brandenburg.“
Mit Übergabe des Fördermittelbescheides können die Partner in die Detailplanung für die Wasserstofferzeugungs-und Infrastrukturanlagen sowie Fahrzeuge starten und die erforderlichen Genehmigungsverfahren einleiten. Ziel ist der Einsatz von brennstoffzellenbetriebenen Zügen zum Fahrplanwechsel am 15.12.2024.
Die Gesamtkosten des Verbundvorhabens belaufen sich auf ca. 100 Millionen Euro.
Die Forschungspartner BTU Cottbus-Senftenberg und das Deutsche Zentrum für Luft-und Raumfahrt e.V. (DLR) werden die wissenschaftliche Begleitung des Vorhabens übernehmen. Die Gewinnung neuer Erkenntnisse über den langfristigen Einsatz der Wasserstoff-Brennstoffzellentechnologie im SPNV unter Nutzung von ausschließlich grünem Wasserstoff durch Direktkopplung an EE-Anlagen zur Erzeugung von Elektrolyse-Wasserstoff aus 100% EE-Strom ist ein zentrales Element im Verbundvorhaben.
Das Projekt „Einsatz von Wasserstoff-Brennstoffzellenantrieben im Nahverkehr des Landkreises Barnim“ wird im Rahmen des Nationalen Innovationsprogramms Wasserstoff-und Brennstoffzellentechnologie mit insgesamt rund 25 Millionen Euro durch das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur gefördert. Die Förderrichtlinie wird von der NOW GmbH koordiniert und durch den Projektträger Jülich (PtJ) umgesetzt.
Bildquelle: NEB