Forschungsprojekt gibt erste Empfehlungen für den flächendeckenden Aufbau von Schnelllade-Standorten.
Bei der Europäischen HoLa-Konferenz in Berlin wurden heute erste Zwischenergebnisse aus dem Projekt “Hochleistungsladen Lkw-Fernverkehr“ – kurz “HoLa” – vorgestellt. Im Projekt werden an fünf Standorten entlang der A2 zwischen Berlin und dem Ruhrgebiet insgesamt acht Hochleistungsladepunkte mit Megawatt Charging System (MCS) für Lkw aufgebaut und im realen Logistikbetrieb genutzt. Aus den bisherigen Forschungsergebnissen wurden Handlungsempfehlungen abgeleitet, die wichtige Erkenntnisse für einen flächendeckenden bundesweiten Ladeinfrastrukturausbau beinhalten.
Das vom Fraunhofer ISI koordinierte Fördervorhaben umfasst drei Projektteile: Planung und Auswahl der Standorte, Aufbau und Planung von Schnellladepunkten sowie begleitende wissenschaftliche Analysen. Am Projekt sind insgesamt zwölf Konsortial- und zehn assoziierte Partner aus Industrie und Forschung beteiligt – darunter die Lkw-Hersteller Daimler Truck, MAN, Scania, TRATON und Volvo. Durch die Kooperation der 22 Partner entstehen wichtige Erkenntnisse für den Aufbau von Ladeinfrastruktur und Schnellladestandorten entlang von Autobahnen, aus denen im Projekt Handlungsempfehlungen erarbeitet wurden, die nun erstmals auf einer Konferenz in Berlin der Öffentlichkeit vorgestellt und diskutiert wurden.
Über 250 Teilnehmer:innen aus 18 Europäischen Ländern diskutierten dort unter anderem über Herausforderungen und Lösungsansätze beim Megawatt-Laden von Batterie-Lkw. Eröffnet wurde die Konferenz von Daniela Kluckert, parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Digitales und Verkehr (BMDV), welches das Projekt HoLa als Innovationscluster für klimafreundliche Lkw-Antriebstechnologien im Rahmen der Umsetzung des Gesamtkonzeptes klimafreundliche Nutzfahrzeuge fördert.
Erste Ergebnisse empfehlen massiven Ausbau von Lkw-Ladestandorten bis 2050
Eine EU-Verordnung legt bereits konkrete Mindestziele hinsichtlich einer öffentlichen Lkw-Ladeinfrastruktur für alle EU-Mitgliedsstaaten fest: So müssen etwa mit Blick auf Deutschland bis 2025 insgesamt 32 Lkw-Ladeorte entstehen, bis 2027 sind es bereits 104 und bis 2030 schließlich 314 Lkw-Ladestandorte. Die damit einhergehende Ladeleistung für Lkw steigt von ca. 66 Megawatt im Jahr 2025 auf 918 Megawatt im Jahr 2030 an. In der EU-Verordnung ist ebenfalls geregelt, dass Schnellladeinfrastruktur für batterieelektrische Lkw alle 60 bis 100 km entlang der wichtigsten deutschen Autobahnen zur Verfügung stehen muss.
Daraus ergibt sich die Frage nach geeigneten Standorten, ihrer Konzeption und nach der Anzahl an Standorten und Ladepunkten über die vorgegebene Mindestmenge hinaus. Die Forschenden kommen zum Ergebnis, dass ein Startnetzwerk für Deutschland ca. 142 Ladestandorte umfassen sollte. Das zugrundeliegende Szenario sieht dabei vor, dass Lkw 2030 während der gesetzlich vorgeschriebenen Lenkzeitunterbrechung von 45 Minuten nach viereinhalbstündiger Fahrt nachgeladen und etwa 15 Prozent aller schweren Lkw batterieelektrisch betrieben werden, wobei maximal die Hälfte der Ladevorgänge an öffentlicher Ladeinfrastruktur stattfindet.
Unter Berücksichtigung des lokalen Verkehrsaufkommens und dessen Verlaufs sehen die Forschenden bei einer angenommenen Wartezeit von maximal 5 Minuten zur Hauptverkehrszeit einen Bedarf von mindestens 1.000 Ladepunkten für Deutschland im Jahr 2030 und bei schnellerer Marktdurchdringung von E-Lkw im Fernverkehr sowie längeren Standzeiten eher 2.000 Ladepunkte. Dies stellt eine Mindestmenge an Ladeinfrastruktur sicher und umfasst sowohl große Stationen mit über zehn Ladepunkten sowie auch kleinere mit mindestens zwei Ladepunkten.
Förderung im Rahmen des Gesamtkonzepts Klimafreundliche Nutzfahrzeuge des BMDV
Das Projekt HoLa wird im Rahmen der Förderrichtlinie Elektromobilität mit insgesamt 12 Millionen Euro durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr gefördert und im Rahmen der Umsetzung des Gesamtkonzepts Klimafreundliche Nutzfahrzeuge als Technologie- und Erprobungsprojekt durchgeführt. Fördermittel dieser Maßnahme werden auch im Rahmen des Deutschen Aufbau- und Resilienzplans (DARP) über die europäischen Aufbau- und Resilienzfazilitäten (ARF) im Programm NextGenerationEU bereitgestellt. Die Förderrichtlinie wird von der NOW GmbH koordiniert und durch den Projektträger Jülich (PtJ) umgesetzt.