Nach 16 Monaten Bauzeit ist die Fähre MS Münsterland der AG EMS wieder zurück im regulären Fährdienst zwischen Borkum und dem niederländischen Eemshaven. Die Münsterland ist das dritte LNG-Schiff in der AG EMS-Gruppe; es wurde von einem regulären Dieselantrieb auf das umweltfreundlichere Flüssiggas LNG umgerüstet. Dafür erhielt die AG EMS Fördermittel aus der Richtlinie über Zuwendungen für die Aus- und Umrüstung von Seeschiffen zur Nutzung von LNG als Schiffskraftstoff des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr.

LNG steht für Liquefied Natural Gas, ein Gas, welches überwiegend aus Methan besteht und auf minus 162°C heruntergekühlt wird. LNG erlaubt es Stickoxide und Schwefeloxide um bis zu 95 Prozent sowie Kohlendioxide um 20 Prozent zu reduzieren und Feinstaub nahezu komplett zu vermeiden. Im Dezember 2020 war die MS Münsterland zu ihrem Werft-Aufenthalt bei der Koninklijke Niestern Sander BV in Farmsum bei Delfzijl in den Niederlanden aufgebrochen. Am 9. April 2022 kehrte das Fährschiff nach rund 16 Monaten Bauzeit wieder in den Borkumverkehr zurück.

Klimafreundlicher Fährverkehr im Wattenmeer

Mit dem Schwesterschiff MS Ostfriesland stellte die AG EMS 2015 die erste umgebaute LNG-Fähre in der EU in Dienst. Die MS Ostfriesland bedient die Strecke Emden-Borkum, im Helgolandverkehr ist das Neubauschiff MS Helgoland mit LNG im Einsatz. Mit der MS Münsterland setzt die Reederei weiter auf Nachhaltigkeit und umweltfreundlicheres Schiffsdesign. „Man hat uns EU-weit als First Mover bezeichnet und das wollen wir bleiben. Dazu gehört, nicht nur, die ersten zu sein, die auf LNG setzen, sondern dies auch konsequent weiterzuentwickeln und zu verfolgen“, sagt AG EMS-Vorstand Dr. Bernhard Brons.

Umbauten schaffen Platz für Technik und Gastanks

Das Herzstück der umgebauten MS Münsterland befindet sich im neuen Achterschiff. Hier ist die neue Technik mit Gas-Tank und zwei Wärtsilä-Motoren des Typs 6 L 20 DF und einem Hilfsgenerator von Scania verbaut. Erreicht wird eine Geschwindigkeit von 16 Knoten. Der Flüssiggastank vom Typ C entspricht dem, der bereits auf der MS Ostfriesland im Einsatz ist. Die Behälter bestehen aus einem inneren Tank und einem weiteren äußeren, der zum Schutz dient. Dazwischen sorgt eine Vakuumisolierung für die gleichbleibenden Umgebungsverhältnisse, denn das Flüssiggas lagert bei -162° C und 5 bar Druck im Tank.

Neu ist die Größe des verbauten Spezialtanks, denn anders als bei der MS Ostfriesland, wo ein geometrisches Raumvolumen von 45 m³ gegeben ist, fasst der Tank der MS Münsterland 53 m³. Das größere Volumen wurde durch einen vergrößerten Innendurchmesser des inneren Tanks und eine verbesserte Isolation und dadurch geringere Schichtbreite ermöglicht. Die GVU (Gasventileinheiten) konnten nun im Tankaufstellraum untergebracht werden, so dass dieser Platz im Maschinenraum frei geworden ist. Weiterer Raum für die innovative Technik wurde durch eine Verlängerung des Schiffes um 15 m auf nun 94 m geschaffen. 1248 Fahrgäste finden Platz an Bord, ebenso wie 75 PKW oder eine entsprechende Menge an Ladung.

BMDV-Fördermittel für den Umbau

Die MS Münsterland nahm am 9. April 2022 die Fahrten im Linienverkehr von Borkum nach Eemshaven wieder auf. Kleine Restarbeiten werden in den Tagen danach noch ausgeführt. Die Investitionssumme für den Umbau belief sich auf rund 19 Millionen Euro und wurde durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr im Rahmen der Richtlinie über Zuwendungen für die Aus- und Umrüstung von Seeschiffen zur Nutzung von LNG als Schiffskraftstoff gefördert. Die NOW hat das Projekt koordinierend begleitet.

Weitere Informationen zum Umbauprojekt der MS Münsterland: www.now-gmbh.de/projektfinder/lng-umruestung-der-roro-faehre-ms-muensterland

Bildquelle: AG EMS