Um die klimapolitischen Ziele zu erreichen, muss Deutschland schnell ambitionierte Schritte zum Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft gehen. Der „Wasserstoff Aktionsplan Deutschland 2021 – 2025“ enthält 80 Vorschläge des Nationalen Wasserstoffrates (NWR) für die nächste Bundesregierung. Die 26 Expertinnen und Experten des die Bundesregierung beratenden Gremiums haben den Aktionsplan heute an Kanzleramtschef Prof. Dr. Helge Braun übergeben.
Der Nationale Wasserstoffrat war im Juni 2020 gemeinsam mit dem Beschluss der Nationalen Wasserstoffstrategie berufen worden, um die Bundesregierung durch Vorschläge und Handlungsempfehlungen bei der Umsetzung und Weiterentwicklung der Nationalen Wasserstoffstrategie zu beraten und zu unterstützen. Helge Braun dankte den Mitgliedern des Rates für die bislang geleistete Arbeit: „Der Wasserstoffrat hat seit seiner Gründung im vergangenen Sommer bereits viele wichtige Impulse setzen können. Mit seinen Stellungnahmen sowie nun mit dem Aktionsplan 2021-2025 liefert der Rat wertvollen Input für die Regierungsarbeit und den dringend notwendigen Markthochlauf von Wasserstofftechnologien. Denn Wasserstoff ist unverzichtbar für die Erreichung unserer ambitionierten Energie- und Klimaziele und eröffnet uns gleichzeitig neue Märkte und wirtschaftliche Chancen.“
Katherina Reiche, die Vorsitzende des Nationalen Wasserstoffrates, betonte: „Wasserstoff ist die Grundvoraussetzung für die Dekarbonisierung von Anwendungen, die sich technisch oder wirtschaftlich nicht sinnvoll auf grünen Strom umstellen lassen. Nur durch einen konsequenten Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft werden sich Treibhausgas-Emissionen umfassend und effizient reduzieren lassen. Wir verstehen den Aktionsplan als Blaupause für ein Regierungsprogramm zum Thema Wasserstoff nach der Bundestagswahl im September. Die Umsetzung dieser Maßnahmen ist aus unserer Sicht unerlässlich, um die noch einmal verschärften Klimaziele erreichen zu können.“
Der Aktionsplan gliedert sich in drei Teile: Zunächst wird die Ausgangslage mit Blick auf Klimaschutzziele, Industriepotenziale und rechtliche Rahmenbedingungen diskutiert. Der zweite Teil fasst die Diskussion um den zu erwartenden Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft bis zum Jahr 2030 zusammen – getrennt nach Bedarfen, Aufkommen und notwendiger Infrastruktur. Der dritte Teil leitet konkrete, nach Dringlichkeit priorisierte Handlungsempfehlungen zur effizienten Umsetzung der Nationalen Wasserstoffstrategie ab. „Es geht darum, den Wasserstoff-Markthochlauf entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu realisieren – also von der Erzeugung über die Speicherung und den Transport bis hin zu den Anwendungen sowie einer qualifizierten Zulieferindustrie“, so Katherina Reiche.
Konkrete Handlungsvorschläge: 80 Maßnahmen mit zeitlicher Priorisierung
Der NWR hat in dem Aktionsplan 80 Einzelmaßnahmen vorgeschlagen und auch in eine zeitliche Priorisierung gebracht. Dabei sind insbesondere die erforderlichen Entscheidungen für die Industrie sehr kurzfristig zu treffen: An erster Stelle steht dabei die Verfügbarkeit grünen Wasserstoffs, gefolgt von der Erfassung des CO2-Fußabdrucks der in den industriellen Verfahren eingesetzten Gase durch die Einführung einheitlicher Herkunftsnachweise. Auch bei staatlichen Förderinstrumenten zeigt der Aktionsplan kurzfristige Entwicklungsbedarfe auf.
Im Verkehrssektor sehen die NWR-Mitglieder kurzfristigen Handlungsbedarf innerhalb der kommenden beiden Jahre. Neben Standardisierungsaspekten und Fragen des regulatorischen Rahmens der EU geht es dabei vor allem um den Aufbau einer europaweiten Tankstelleninfrastruktur und den staatlich unterstützten Aufbau einer Zulieferindustrie.
Der NWR zeigt in dem Aktionsplan auch den Handlungsbedarf beim regulatorischen Rahmen auf. Besonderes Augenmerk legt er auf einen geeigneten Preisanreiz: „Erstens muss die CO2-Bepreisung in allen Sektoren gestärkt, zweitens der Strompreis von der EEG-Umlage befreit und drittens die Stromsteuer deutlich reduziert werden“, erklärte Katherina Reiche.
Download „Wasserstoff Aktionsplan Deutschland 2021-2025“ (PDF)
Der Nationale Wasserstoffrat
Mit der Verabschiedung der Nationalen Wasserstoffstrategie hat die Bundesregierung am 10. Juni 2020 den Nationalen Wasserstoffrat berufen. Der Rat besteht aus 26 hochrangigen Expertinnen und Experten der Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft, die nicht Teil der öffentlichen Verwaltung sind. Die Mitglieder des Wasserstoffrats verfügen über Expertise in den Bereichen Erzeugung, Forschung und Innovation, Dekarbonisierung von Industrie, Verkehr und Gebäude/Wärme, Infrastruktur, internationale Partnerschaften sowie Klima und Nachhaltigkeit. Der Nationale Wasserstoffrat wird geleitet durch Katherina Reiche, Vorstandsvorsitzende der Westenergie AG und Parlamentarische Staatssekretärin a. D.
Aufgabe des Nationalen Wasserstoffrats ist es, den Staatssekretärsausschuss für Wasserstoff durch Vorschläge und Handlungsempfehlungen bei der Umsetzung und Weiterentwicklung der Wasserstoffstrategie zu beraten und zu unterstützen.